Baufinanzierung: Leitzinserhöhung rückt näher

Eine Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) wird aktuell immer wahrscheinlicher. Welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Entwicklung der Wohnungspreise bis 2020 hätte, hat das Online-Portal Immowelt untersucht.

Experten rechnen mit einer Entscheidung zur Leitzinserhöhung Ende 2018 oder Anfang 2019.

Der Leitzins in der Eurozone liegt laut Immowelt derzeit auf einem historischen Tief, jedoch hat der Finanzmarkt bereits eine Kehrtwende vollzogen – mit Folgen für Immobilienkäufer, Sparer und Anleger.

Der durchschnittliche, effektive Zinssatz für Darlehen mit einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren habe im Januar nach Angaben der Bundesbank bei 1,88 Prozent gelegen, was eine Zunahme um 0,11 Prozentpunkte seit Dezember 2017 bedeute.

Sollte die EZB den Leitzins anheben, so habe dies zusätzlichen Einfluss auf den Immobiliensektor. Umso höher die Zinsen steigen, desto weniger Geld werde in den Immobilienkauf investiert, wodurch sich auch die Preissteigerungen verlangsamen, da höhere Zinszahlungen die Renditen von Anlegern schmälern.

Anleihekäufe werden beibehalten

Jedoch müssten die marktüblichen Zinsen für Wohnbaukredite mit zehn Jahren Laufzeit der Immowelt-Kaufpreis-Prognose für die 14 größten deutschen Städte zufolge auf drei Prozent ansteigen, bis die Preise für Eigentumswohnungen nicht mehr steigen.

Damit die Hypothekenzinsen derart kräftig ansteigen, müsse die EZB vorerst den Leitzins anheben. Für diesen Sprung sei eine Erhöhung von null auf zwei Prozent nötig, was innerhalb diesen oder nächsten Jahres jedoch eher unwahrscheinlich sei.

In ihrer jüngsten Sitzung am achten März habe die EZB beschlossen, ihre Anleihekäufe weiterhin beizubehalten und die Leitzinsen nicht zu erhöhen.

Leitzinserhöhung in kleinen Schritten

Die Immowelt-Kaufpreis-Prognose zeige, wie sich die Kaufpreise in den Großstädten bis 2020 entwickeln. Dafür sei die Preisentwicklung von Eigentumswohnungen für verschiedene Zinssätze bis 2020 berechnet worden.

Laut Immowelt wurde dabei die Entwicklung von Bevölkerung, Verbraucherpreisindex und Baupreisindex berücksichtigt. Je nach Stadt variiere das Zinsniveau, das für eine Stagnation der Kaufpreise nötig wäre. Die Spanne liege zwischen 2,92 Prozent in Leipzig und 3,15 Prozent in Bremen.

Ein realistisches Szenario sei eine Erhöhung des Leitzinses in kleinen Schritten. Eine Anhebung auf 0,5 Prozent habe zur Folge, dass Käufer einen Wohnbaukredit für fünf bis zehn Jahre zu einem Zinssatz von etwa zwei Prozent finanzieren müssten.

Preisanstieg wird nicht aufgehalten

So könne der Preisanstieg verlangsamt, jedoch nicht gestoppt werden, wie die Kaufpreis-Prognose zeige: In München würde Wohneigentum so beispielsweise bis 2020 um 22 Prozent teurer werden, statt um 28 Prozent bei gleichbleibenden Zinsen.

Im Jahr 2020 müssten Käufer dadurch mit Kaufpreisen von 7.960 Euro pro Quadratmeter rechnen, anstatt mit 8.390 Euro pro Quadratmeter.

Eine ähnliche Entwicklung gebe es auch in allen anderen untersuchten Städten. Bei zwei Prozent Zinsen betrage die Preissteigerung in Berlin 18 Prozent statt 24 Prozent bei gleichbleibenden Zinsen, in Nürnberg bei 20 statt 26 Prozent und in Stuttgart bei 18 statt 24 Prozent. In Dortmund und Essen sei hingegen kein Einfluss auf die Preise zu erwarten. (bm)

Foto: Shutterstock

 

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