Mieterbund: Vermieter modernisieren sich reich – zulasten der Mieter

Große Vermieter in Deutschland verdienen sich mit Modernisierungsumlagen aus Sicht des Deutschen Mieterbunds eine goldene Nase. Für viele Mieter seien die Mieterhöhungen nicht tragbar, kritisierte der Verband am Freitag.

Vermieter können Modernisierungskosten mit 11 Prozent auf die Monatsmiete umlegen – unabhängig von der Gesamthöhe der Kosten.

Der Mieterbund formulierte seine Kritik anhand von Beispielen aus Häusern des größten deutschen Vermieters, des Bochumer Vonovia-Konzerns.

Vonovia verdient gut an der Modernisierung“, sagte Mieterbund-Geschäftsführer Ulrich Ropertz. In der Regel steige die Miete drei Mal so stark wie im Gegenzug die Energiekosten für die Mieter sänken. Bei Vonovia spiegele sich ein branchenweites Problem.

Das Unternehmen wies den Vorwurf zurück. „Unsere durchschnittliche Modernisierungsumlage bewegt sich zwischen 1,60 bis 1,70 Euro pro Quadratmeter“, teilte Vonovia mit. „Das ist für uns sozial verträglich.“

Vonovia sucht Lösungen für Härtefälle

Der Konzern modernisiert jährlich jede zwanzigste seiner 350.000 Wohnungen, häufig geht es um Dämmungen und Fenster, oft auch um Balkone.

Rund 100.000 Vonovia-Wohnungen liegen im Ruhrgebiet und im Rheinland, mehr als 40.000 in Berlin, knapp 39.000 in Dresden. Oft sind es frühere Werkswohnungen oder einstige Häuser der öffentlichen Hand.

Vorstandsmitglied Klaus Freiberg sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), man wolle Mieter vorab künftig verständlicher informieren. Das Unternehmen suche auch Lösungen, um Härtefälle besser zu erkennen.

Mietsteigerungen bis 80 Prozent

Im Durchschnitt aller Wohnungen seien die Mieten bei Vonovia 2017 aber lediglich um zwei bis 2,6 Prozent durch Modernisierung und um 1,6 Prozent nach dem Mietspiegel gestiegen.

Im Einzelfall müssten Mieter nach der Modernisierung bis zu 80 Prozent mehr bezahlen, kritisierte dagegen der Immobilienwirtschafter Stefan Kofner von der Hochschule Zittau/Görlitz mit dem Mieterbund.

„Der Mieterhöhungshebel Modernisierung wird bis zum Anschlag ausgereizt.“ Der börsennotierte Konzern steigere damit den Wert seiner Häuser und die Rendite der Aktionäre.

Mieterbund fordert Reformen

Vermieter können Modernisierungskosten mit elf Prozent auf die Monatsmiete umlegen – unabhängig von der Gesamthöhe der Kosten. Union und SPD haben vereinbart, die Umlage auf acht Prozent zu senken und den Mietaufschlag auf 3 Euro je Quadratmeter zu begrenzen.

Der Mieterbund verlangt, das Limit bei 1,50 Euro einzuziehen, die Erhöhung am Mietspiegel auszurichten und klarzustellen, welche Arbeiten Instandhaltungen sind und welche Modernisierungen – denn nur die dürfen umgelegt werden. Mieter, Vermieter und öffentliche Hand sollten sich die Kosten von Energieeffizienz und Klimaschutz teilen.

Vonovia widersprach dem Vorwurf, über die Modernisierungsumlage auch Arbeiten abzurechnen, die eigentlich der Instandhaltung dienten. 2017 habe der Konzern rund 780 Millionen Euro für Modernisierung, Neubau und Quartiersentwicklung ausgegeben.

Davon entfielen demnach 500 Millionen Euro auf Modernisierung, wovon in der Regel etwas mehr als die Hälfte angerechnet werde. Für die Instandhaltung gebe man zusätzlich rund 350 Millionen Euro im Jahr aus. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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