Bisher waren in erster Linie strukturschwache Orte von Bevölkerungsabwanderung betroffen. Nun schrumpfen laut einer Studie des IW Köln auch manche wirtschaftlich boomende Regionen, trotz guter Jobchancen, da junge Leute lieber in Großstädte ziehen.
Hinweis der Redaktion: Studie laut Mitteilung vom 07.08.2018 fehlerhaft.
Abwanderung wurde bisher vor allem in ländlichen und strukturschwachen Orten verzeichnet, wie es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln heißt, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In zehn Städten und Kreisen ist demnach das Missverhältnis zwischen schwächerer Bevölkerungsentwicklung und positiver Beschäftigungsdynamik besonders groß – sechs davon liegen im Flächenland Niedersachsen.
Spitzenreiter Würzburg
Spitzenreiter ist der IW-Studie zufolge aber eine Stadt in Bayern. In Würzburg nahm der Erhebung nach zwischen 2007 und 2015 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um fast ein Viertel (24,4 Prozent) zu, während die Bevölkerung um 7,6 Prozent zurückging.
„Langfristig kann es dadurch zu einer Abwärtsspirale kommen: Firmen wandern ab, weil sie keine Fachkräfte finden, die Regionen werden unattraktiver und verlieren weiter an Einwohnern“, sagt IW-Wissenschaftsleiter Hubertus Bardt. Städte jenseits der großen Metropolen müssten attraktiver werden – mit besserer Kinderbetreuung oder guten Jobaussichten für die Partner.
Für Kommunen sei es sehr schwierig, aus so einer Abwärtsspirale herauszukommen, so die Ökonomin Silvia Stiller vom Hamburger Institut ETR, die seit Jahren regionalwirtschaftliche Trends analysiert. Neben dem Ruhrgebiet gebe es genug andere Beispiele. Leipzig und Dresden dagegen hätten den Absprung geschafft und sich sehr positiv entwickelt.
Fachkräfte an mittelgroßen Standorten gesucht
Die Boomregionen stünden nicht nur in Konkurrenz zu Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin. „Die kleineren und mittelgroßen Städte stehen auch im Wettbewerb zueinander“, so Stiller. Der Fachkräftemangel sei auf dem Arbeitsmarkt ein generelles Problem. Für den Zuzug von Fachkräften in kleinere Städte spreche: „Die Lebenshaltungskosten sind dort in der Regel niedriger und die Orte sind oft familienfreundlich.“
Dass Unternehmen wegen Engpässen auf dem lokalen Arbeitsmarkt ihre Standorte schließen oder ins Ausland verlegen, könne zwar passieren, sagte Stiller. „Aber dass dies in den nächsten Jahren im großen Stil passiert, ist eher unwahrscheinlich.“ Große Unternehmen könnten sich nur mit hohen Kosten verlagern.
Anmerkung der Redaktion vom 07.08.2018: Am Dienstag teilte das Institut der Deutschen Wirtschaft der Deutschen Presse-Agentur mit, dass versehentlich ein falscher Datensatz verwendet wurde. Demnach ist die Studie fehlerhaft. (dpa-AFX)
Foto: Shutterstock