Die eigenen vier Wände sind eine gute Altersvorsorge, aber immer mehr Menschen mit mittleren Einkommen können sie sich nicht leisten. Es wird Zeit, dass eine neue Bundesregierung dieses Problem anpackt. Dabei müssen auch neue Wege gegangen werden. Gastbeitrag von Nedeljko Prodanovic, Stonehedge
Deutschland hat seit Ende September keine reformfähige Regierung – das ist ein einmaliger Fall in der Geschichte der Bundesrepublik. Dabei gibt es genug zu tun, nicht zuletzt für die finanzielle Altersabsicherung und den Vermögensaufbau der Menschen in unserem Land.
Wohneigentum ist optimale Vorsorge
Als Projektentwickler und Immobilieninvestor weiß ich, dass Wohneigentum ein guter und richtiger Weg zu mehr Wohlstand ist. Wer Eigentum besitzt, der hat statistisch gesehen im Ruhestand fünfmal mehr Vermögen als ein Mieter.
Nicht umsonst heißt es, dass Wohneigentum eine der wichtigsten Investitionsbausteine für die eigene Altersvorsorge ist. Zum einen zahlt der Eigentümer in die eigene Immobilie ein, statt jeden Monat mit seiner Miete Dritte zu finanzieren. Die Kredittilgung wird „angespart“ und geht direkt über in das eigene Vermögen.
Wenn dann der Zeitpunkt eintritt, an dem die Immobilie abgezahlt ist, verfügt der Eigentümer über eine erstklassige Vorsorge: Er lebt mietfrei im Alter oder kann, sollte er ausziehen wollen, selbst vermieten und so zusätzliche Einnahmen generieren.
Wer erst einmal die finanzielle Verantwortung des Immobilienerwerbs übernommen und die Vorzüge langfristig geplanter Finanzentscheidungen genossen hat, wird es wieder und wieder tun: sparen und investieren. Man muss ja nicht gleich reich werden wollen, aber für sich und seine Familie ein kleines Finanzpolster aufzubauen, kann nicht schaden.
Eigene vier Wände für Viele nicht mehr erschwinglich
Derzeit erleben wir, dass sich immer mehr Menschen mit „normalen“, das heißt mittleren Einkommen, keine Eigentumswohnung leisten können.
Ich finde es nicht richtig, dass gerade diese mittleren Einkommen, die einen großen Teil unserer Bevölkerung ausmachen, sich den Traum vom Eigenheim nicht mehr erfüllen können. Ich bin der Meinung, dass grade diese Bevölkerungsgruppe stärker vom Staat unterstützt werden könnte und müsste.
Schauen wir uns kurz an, woran der Eigentumserwerb am häufigsten scheitert: Es sind natürlich die gestiegenen Preise auf dem Immobilienmarkt. Die Gründe hierfür sind zahlreich.
Es wird nicht genug gebaut, die Baukosten sind enorm gestiegen, auch wegen immer neuer baurechtlicher und energetischer Auflagen, immer mehr Menschen ziehen in die Metropolen und Ballungsgebiete. Daneben wachsen auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten, ohne, dass die Einkommen mit dieser Entwicklungen Schritt halten.
Politik könnte die Eigentumsbildung unterstützen
Und an diesem Punkt kommt endlich die Politik ins Spiel. Besser gesagt: Sie käme ins Spiel, sofern wir denn eine Bundesregierung hätten, die sich dieser Herausforderungen endlich annehmen könnte.
Denn wenn wir schon sagen, dass der Staat in der Verantwortung steht, seine Bürger beim Vermögensaufbau zu unterstützen, dann könnte die Politik gerade mit Blick auf die Eigentumsförderung einiges unternehmen.
Schon seit Langem wird die Einführung eines Baukindergeldes diskutiert. Nach diesem Modell erhielten Familien mit Kindern eine finanzielle Förderung von mehreren Tausend Euro je Kind beim Ersterwerb einer selbst genutzten Immobilie. Hört sich famos an, kostet den Staat aber sehr viel.
Schätzungsweise müssten für eine solche direkte finanzielle Förderung mehrere Hundert Millionen Euro veranschlagt werden. Ich persönlich sehe den Kosten-Nutzen-Effekt dieser Maßnahme daher eher skeptisch.
Befreiung von der Grunderwerbsteuer
Ein anderer Weg wären Befreiungen von der Grunderwerbsteuer – zum Beispiel bei Ersterwerb einer selbst genutzten Immobilie oder für bestimmte Eigentumsgruppen.
Man könnte über Staffelungen nachdenken, wie sie andere Länder bereits eingeführt haben, zum Beispiel im Rahmen eines Grunderwerbsteuerfreibetrags für die ersten 300.000 Euro. So würden just diejenigen gefördert, die wirklich Unterstützung benötigen: Nicht der Kauf einer Luxusvilla wird steuerlich begünstigt, sondern der Erwerb einer Drei-Zimmer-Wohnung oder eines Reihenhäuschens.
Warum keine Bürgschaft des Staates?
Ein dritter Weg wären Kreditbürgschaften des Staates für den Eigentumserwerb. Denn woran es den meisten „Schwellenhaushalten“ mangelt, auch wenn das Einkommen ausreichend ist, ist das für den Erwerb einer Immobilie notwendige Eigenkapital.
Wenn nun der Staat die Immobilienkredite beispielsweise mit einer Bürgschaft absichert, würde er den finanzierenden Banken als verlässlicher Garant dienen, ohne selbst Geld in die Hand nehmen zu müssen. Denn es ist die beruhigende Erfahrung des Markts, dass durch den Staat gesicherte Privatkredite und insbesondere Immobilienkredite weitaus seltener ausfallen als andere.
Mein Fazit: Es gibt zahlreiche Stellschrauben, an denen eine Bundesregierung ansetzen könnte, um den Menschen angesichts des angespannten Wohnungsmarktes zu helfen und sie beim Vermögensaufbau und der Altersvorsorge zu unterstützen. Höchste Zeit also, dass wir wieder eine reformfähige Regierung haben!
Autor Nedeljko Prodanovic ist Geschäftsführer von Stonehedge, Berlin.
Foto: Stonehedge