Zehn Jahre Lehman-Pleite: Wie der US-Immobilienmarkt eine weltweite Krise auslöste

4. Akt: Es brennt lichterloh 2008/2009

Die Nachwehen der Lehman-Pleite machen jede Hoffnung auf eine rasches Ende des Dramas zunichte. Wachsende Verwerfungen lassen den lebenswichtigen Geldstrom innerhalb des Finanzsektors versiegen, weil Banken einander nicht mehr über den Weg trauen. Zentralbanken pumpen Milliarden in die Märkte und senken die Leitzinsen drastisch. Erstmals treffen sich die Staats- und Regierungschefs der führenden Wirtschaftsnationen (G20) in Washington. Sie wollen die Weltwirtschaft vor einem Absturz bewahren und beschließen außerdem einen umfassenden Plan zur Neuordnung der außer Kontrolle geratenen globalen Finanzmärkte.

Noch im September 2008 sagt Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) im Bundestag, er halte die Auswirkungen der Krise auf Deutschland für begrenzt und es gebe keinen Anlass, an der Stabilität des deutschen Finanzsektors zu zweifeln. Nur Wochen später sieht er sich zu einem dramatischen Auftritt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gezwungen: Um zu verhindern, dass die Deutschen in Panik ihre Konten räumen – wie ein knappes Jahr zuvor Briten bei der angeschlagenen Northern Rock – erklären beide vor laufenden Kameras: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind.“

Doch auch in Deutschland wird die Lage ungemütlich: Der deutsche Staat steigt 2009 bei der Commerzbank ein, der Hypothekenfinanzierer HRE und die Westdeutsche Landesbank müssen mit staatlichen Milliarden gestützt werden.

5. Akt: Die Welt stürzt 2009 in die Rezession

Wie der Geldkreislauf zwischen den Banken austrocknet, klemmt es auch bei der Kreditvergabe. Das sorgt dafür, dass die Finanzkrise in die Realwirtschaft überspringt – und zwar global: Praktisch alle wichtigen Volkswirtschaften stürzen in eine Rezession. Milliardenschwere Konjunkturpakete werden aufgelegt. Weil Niedrigzinsen nicht die erhoffte Wirkung zeigen, überschwemmen Notenbanken die Welt immer mehr mit Geld, indem sie in beispiellosem Ausmaß Anleihen kaufen.

Potente Volkswirtschaften wie Deutschland und die USA erholen sich zwar unerwartet schnell vom Einbruch und gehen schon 2010 wieder auf Wachstumskurs. Die weniger leistungsfähigen wie die südeuropäischen Ökonomien zwingt die Rezession jedoch nachhaltiger in die Knie.

6. Akt: Hilferuf aus Griechenland 2010

Die Folgen der Rezession – wegbrechende Steuereinnahmen, explodierende Arbeitslosigkeit, steigende Sozialausgaben und in einzelnen Fällen Rettungsmilliarden für Banken – belasten die Staatshaushalte besonders in den schwächeren Volkswirtschaften des Euroraums. Investoren verlieren das Vertrauen, dass Krisenländer wie Griechenland ihre Schulden überhaupt zurückzahlen können – zumal Athen zugeben muss, dass sein Defizit wegen gefälschter Daten viel höher ist als zuvor genannt. Deswegen müssen diese Länder immer höhere Zinsen aufbringen, um überhaupt Käufer für Anleihen zu finden, was wiederum die Schulden in die Höhe treibt – ein Teufelskreis.

In kurzer Folge müssen nach Griechenland auch für Portugal, Irland und Zypern internationale Hilfsprogramme aufgelegt werden – jeweils gegen strenge Reform- und Sparauflagen der Geldgeber. Spanien erhält Milliardenhilfen zur Sanierung seines Bankensystems.

Seite 3: Die EZB stabilisiert die Lage

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments