ZIA: Bauprozesse müssen beschleunigt werden

Anlässlich des Tags der Immobilienwirtschaft hat der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss mehr Beschleunigung in der Stadtentwicklung, Planung und dem Bau gefordert. Werde nicht schnell gehandelt, so sei das Wohnungsbauziel der Bundesregierung in Gefahr.

Der Wohnungsneubau in Deutschland kann den hohen Bedarf bisher nicht decken.

„Die neue Regierung hat das Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in den kommenden vier Jahren ausgegeben, das wir voll unterstützen. Angesichts des derzeitigen Umfelds wirkt dieses Ziel aber utopisch. Wir brauchen schlankere Prozesse, schnellere Entscheidungen und mehr Effizienz beim Planen und Bauen“, erklärt Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA.

Wohnzufriedenheit relativ hoch – aber Unterschiede zwischen Jung und Alt

Um die Situationen in den deutschen Städten zu analysieren, hat der ZIA eine repräsentative Civey-Umfrage in Auftrag gegeben. Dieser zufolge ist die Zufriedenheit der Befragten mit ihrer derzeitigen Wohnsituation zwar hoch (49,3 Prozent sehr zufrieden; 31,2 Prozent eher zufrieden), doch zeigten sich insbesondere in den einzelnen Altersklassen und der Bevölkerungsdichte deutliche Unterschiede.

Während 63,2 Prozent der Altersgruppe 65plus sehr zufrieden seien, sehe die Situation bei Jüngeren (18 bis 29 Jahre: 31,1 Prozent; 30 bis 39 Jahre: 31,4 Prozent jeweils sehr zufrieden) anders aus. Zudem seien 54,8 Prozent der Befragten in Gebieten mit sehr niedriger Bevölkerungsdichte (weniger als 150 Einwohner pro Quadratkilometer) sehr zufrieden mit ihrer derzeitigen Wohnungssituation, während es in Gebieten mit sehr hoher Bevölkerungsdichte (mehr als 5.000 Einwohner pro Quadratkilometer) mit 38,4 Prozent deutlich schlechter aussehe.

Kommunalrat soll Reformvorschläge erarbeiten

Um neue und gemeinsame Maßnahmen für die Prozess-und Baubeschleunigung zu entwickeln, hat der ZIA den neuen Kommunalrat gegründet. In dem Gremium treten Oberbürgermeister, Bürgermeister und Landräte gemeinsam mit Experten der Immobilienwirtschaft und Stadtentwicklung zusammen, um moderne und effiziente Ansätze für die gemeinsame Arbeit zu entwickeln.

Vorsitzende ist Dr. Eva Lohse, Oberbürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen a.D. und ehemalige Präsidentin des Deutschen Städtetags. Ihr Stellvertreter ist Prof. Dr. Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführer der Hafen City Hamburg GmbH.

„Die Situation in den angespannten Städten und Gemeinden Deutschlands wird nahezu täglich schwieriger. Hier müssen wir auch über Möglichkeiten wie etwa der Nachverdichtung und der Aufstockung reden. Gleichzeitig haben Regionen mit Bevölkerungsabwanderung mit infrastrukturellen Problemen zu kämpfen. Immobilienwirtschaft und Kommunalpolitik können diese Herausforderungen nur gemeinsam meistern. Der Austausch in diesem neuen Gremium ist dementsprechend zielführend für ein weiteres erfolgreiches Vorgehen“, erklärt Lohse.

Der ZIA-Kommunalrat sei das erste Gremium in Deutschland, in dem Immobilienwirtschaft und Kommunalpolitik dauerhaft in einen Dialog treten. „Wir werden in den kommenden Monaten gemeinsame Vorschläge erarbeiten, um Prozesse zu beschleunigen und nachhaltiger auf die Entwicklung der Städte und Gemeinden reagieren zu können“, sagt Lohse.

Wohnungsbau zu stark reglementiert

Eine Mehrheit der Befragten der Civey-Umfrage war nach Angaben des ZIA der Meinung, dass der Wohnungsbau in Deutschland zu stark reglementiert ist. 62,3 Prozent stimmten dieser Aussage zu.

„Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die politischen Auflagen an das Bauen in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben und zu einer mitunter deutlichen Verteuerung geführt haben. Während wir 1990 noch etwa 5.000 Normen beachten mussten, sind es heute rund 20.000. Diese Auflagen müssen kritisch hinterfragt werden, sonst könnten wir die Kostenspirale beim Bau und Entwickeln nicht stoppen. Moderne Ansätze wie das serielle Bauen, digitale Baugenehmigungsprozesse und die Genehmigung innovativer Möglichkeiten zur Senkung des Energiebedarfs müssen auch politisch ermöglicht werden“, erklärt Mattner.

So sei etwa die Harmonisierung der Landesbauordnungen ein zentraler Schritt. „Deutschlandweit aktive Projektentwickler müssen ihre Planungen konstant überarbeiten, wenn sie in einem neuen Gebiet bauen wollen. Das kostet Zeit und Geld und wirkt sich letztlich negativ auf Mieten und Kaufpreise aus“, so Mattner. (bk)

Foto: Shutterstock

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