Im Vorjahresvergleich ist die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen in Deutschland in den ersten elf Monaten 2017 deutlich zurückgegangen. Dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) zufolge verdeutlicht dies den politischen Handlungsdruck in diesem Bereich.
Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Anzahl genehmigter Wohnungen in Deutschland von Januar bis November 2017 um 7,8 Prozent geringer ausgefallen als noch im Vorjahr.
In diesem Zeitraum seien insgesamt 313.658 Wohnungen genehmigt worden, im selben Zeitraum des Jahres 2016 noch 340.009 Wohnungen. Auch im Mehrfamilienhaussegment seien die Genehmigungen leicht zurückgegangen, von 155.549 Wohneinheiten auf 154.981 Einheiten.
„Das ist eindeutig die falsche Richtung. Der Handlungsdruck für Bund, Länder und Kommunen ist enorm. Und die Zahlen zeigen deutlich: Wir braucht jetzt endlich eine handlungsfähige Regierung“, erklärt Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA.
Schnelle Umsetzung der Baulandoffensive
Um das in den Sondierungspapieren von Union und SPD formulierte Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in den nächsten vier Jahren noch erreichen zu können, sei ein verbessertes Umfeld für neue Baumaßnahmen und Investitionen notwendig.
Auch gleichzeitige Verteuerungen der Bau- und Mietkosten sind laut ZIA eine Bedrohung für den Wohnungsbau, so beispielsweise die Grundsteuer-Reform. Diese könne bis zu zehnfache Steueraufwendungen für Mieter und Eigennutzer bedeuten.
Eine möglichst schnelle Umsetzung der in den Sondierungen beschlossenen Baulandoffensive sei notwendig um schneller und günstiger Bauland zu beschaffen und so der Grundstücksverknappung entgegenzuwirken. Wie die Instrumente in der Praxis aussehen werden, müsse sich jedoch noch zeigen.
„Wir benötigen schnellere Grundstücksvergaben, Baugenehmigungsverfahren und neue Anreize für den Wohnungs- und Nichtwohnungsbau. Die Erhöhung der linearen AfA von derzeit zwei auf mindestens drei Prozent ist überfällig“, meint Mattner.
Bürokratie behindert Wohnungsbau
Auch niedrigere Grunderwerbsteuersätze, weniger Mietpreisbremse und ein Abbau der Bürokratie seien nötig um den Wohnungsbau zu begünstigen.
Dem ZIA zufolge steht die Immobilienwirtschaft schon bereit, braucht jedoch Platz zum Arbeiten. Dieser sei in Deutschland derzeit nicht gegeben, da die Anzahl der existierenden Bauvorschriften seit 1990 von rund 5.000 auf über 20.000 angewachsen sei.
Weiterhin sei es ratsam, neben der Wohnraumverknappung auch andere Nutzungsarten im Blick zu haben, da auch eine Unterentwicklung von neuen Büro-, Handels- oder Logistikflächen schädlich sei, gerade für die städtische Wirtschaft. (bm)
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