Die EZB muss sich erneut mit schwächeren Konjunkturdaten im Euroraum beschäftigen, die Fed will 2019 weniger Zinserhöhungen durchführen und flexibel handeln. Währenddessen sind die Zinsen für Baufinanzierungen – insbesondere die 15-jährigen Zinsbindungen − seit Anfang Dezember noch einmal leicht gesunken. Wie es weitergeht.
Auf der nächsten geldpolitischen Sitzung des EZB-Rats könnte die Inflationsentwicklung in der Eurozone eine wichtige Rolle spielen: Die vorläufigen Verbraucherpreise stiegen im Dezember nur noch um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit sank die Inflation erstmals seit einem halben Jahr – beeinflusst von sinkenden Energiepreisen − wieder unter die Richtlinie der Notenbank von knapp zwei Prozent. Auch die deutschen Verbraucherpreise erreichten nur noch ein Plus von 1,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Für Jörg Haffner, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH, steht die EZB bei der nächsten Zinssitzung Ende Januar erneut vor einem Balanceakt: „Notenbank-Chef Mario Draghi hat sich im Dezember bereits verhaltener zur Wirtschaftsentwicklung geäußert, und die Wachstumsprognosen der Zentralbank wurden leicht nach unten korrigiert. Der ‚Krisenmodus‘ war aber aus Sicht der EZB nicht eingetreten. Nun wird von Interesse sein, wie der Rückgang der Inflation im Dezember eingeordnet wird. Aus den Protokollen der letzten Sitzung wissen wir, dass über einen negativeren Risikoausblick bereits diskutiert wurde. Die Experten am Zins- und Anleihenmarkt sind bereits pessimistischer geworden und rechnen nun erst für Mitte 2020 mit dem ersten Zinsschritt.“
Fed: Strebt ruhigeren geldpolitischen Kurs an
Die Fed führte Ende Dezember die erwartete Zinserhöhung auf 2,25 bis 2,5 Prozent durch. 2019 wird die US-Notenbank voraussichtlich nur zwei Zinserhöhungen durchführen. Fed-Chef Powell stellte explizit klar, dass der ruhigere Kurs nicht auf den Einfluss der US-Regierung, sondern auf eine veränderte wirtschaftliche Datenbasis zurückzuführen ist. Bei einem Interview Anfang Januar bekräftigte Powell noch einmal, dass die Fed ihren geldpolitischen Kurs jederzeit flexibel an neue ökonomische Gegebenheiten anpassen wird.
„Über die genaue Zahl der Zinserhöhungen in diesem Jahr herrschte bei der letzten Fed-Sitzung intern noch Uneinigkeit“, kommentiert der Qualitypool-Geschäftsführer. „Es ist aber davon auszugehen, dass es nur vereinzelte Zinserhöhungen geben wird. Die neue Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus könnte für innenpolitischen Stillstand sorgen – dies muss sich nicht zwangsläufig negativ auf die US-Wirtschaft auswirken. Die andauernden Handelsstreitigkeiten mit China und der aktuelle ‚Shutdown‘ der US-Regierung trüben aber die Prognosen eindeutig ein – zuletzt beispielsweise den Ausblick der Weltbank für die US-Wirtschaft.“
Bestzinsen für Baufinanzierungen – aktuelle Entwicklung und Ausblick
Die Bestzinsen für 10- und 15-jährige Baufinanzierungen gingen in den letzten Wochen noch einmal leicht zurück: die 10-jährigen Zinsbindungen von 1,07 auf 1,04 Prozent, die 15-jährigen von 1,49 auf 1,38 Prozent.
„Schon Anfang Dezember hatte, wie gewohnt zunächst der Anleihen- und dann der Zinsmarkt, auf den vorsichtigeren Kurs der Notenbanken reagiert. In den letzten Wochen sank die Verzinsung der 15-jährigen Zinsbindungen noch ein Stück weiter. Inzwischen haben sich die Swap- und Anleihensätze vorerst auf einem niedrigeren Niveau eingependelt. Für Baufinanzierungskunden ist das eine gute Ausgangsposition, um auch 2019 von Niedrigzinsen profitieren zu können. Der ruhigere Kurs, den die Notenbanken eingeschlagen haben, könnte dieses Zinsniveau für die nächsten Monate absichern. Vor der ersten Zinserhöhung der USA im neuen Jahr wird es kaum Ereignisse geben, die den Anleihen- und Zinsmarkt nachhaltig beeinflussen.“ (fm)
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