Grundsätzlich müssen klare Ziele formuliert werden, denn wer keine Ziele hat, kann auch keine erreichen. Ohne diese klaren Vorgaben sind für Gerüchte und Unsicherheiten Tür und Tor geöffnet. Und da hilft es wenig, wenn die gackernde Politik den Finanzmärkten den schwarzen Peter zuschiebt und sich auch noch wundert, dass die Füchse doch tatsächlich keine Vegetarier sind, sondern die offenen Verteidigungslücken des Hühnerstalls ausfindig machen und versuchen, sich die schwächsten Tiere zu schnappen.
Ich bin weit davon entfernt, die teilweise unverantwortlichen Eskapaden einiger Finanzfüchse gutzuheißen. Aber sie jetzt als Generalabsolution für eine populistisch schnell schießende, wenig einvernehmliche Politik heranzuziehen, ist zu billig. Klare und abgestimmte Leitlinien vorzugeben ist eine Bringschuld der Euro-Politik. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Die wichtigste Leitlinie ist die Beibehaltung eines gemeinsamen europäischen Währungsraums mit allen Konsequenzen, um gegenüber Nordamerika und Asien bestehen zu können.
Im nationalen Klein-Klein werden wir gerissen. Wir brauchen definitiv die politische Union. Dazu muss sich das französisch-deutsche Hahnenduo wieder zusammenraufen. Denn es müssen schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden. So kann es durchaus sein, dass wir an 16 Ländern nicht festhalten können. Grundsätzlich können politische Börsen mit halbgaren, nur auf Zeitgewinn setzenden Lösungen auch sehr lange Beine haben. Es schreit nach Orientierung. Politiker hört also die Signale: Entfernt das Ohropax aus euren Ohren!
Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Mit Wertpapieranalyse und Anlagestrategien beschäftigt er sich seit Abschluss seines betriebswirtschaftlichen Studiums 1990. Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernseh- und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie durch Fachpublikationen präsent.
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