Amundi: „Für Wachstumsfantasien zahlen wir nicht“

Cash.: Diese Charakteristik hat auch dafür gesorgt, dass der Fonds jahrelang für neue Anleger geschlossen war?

Vormoor: Ja, wir mussten den Fonds 2004 schließen. Der Grund waren damals massive Mittelzuflüsse. Die Performance gerade in Baisse-Phasen an den Börsen wie nach der Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende oder der globalen Finanzkrise zeigt, wie solide die Fondsstrategie ausgelegt ist, und überzeugt die Anleger. Die Masse der Zuflüsse stammt übrigens von privaten Kunden. Unser Ansatz ist grundsätzlich, Übertreibungen, die durch Spekulation geschaffen werden, zu meiden. Wir wollen in erster Linie weniger verlieren, um dann mehr zu gewinnen. Erst im Jahr 2008 haben wir wieder begonnen, Anteile des Amundi International Sicav auszugeben.

Cash.: Wie sieht die Investmentstrategie denn konkret aus, der diese Performance-Zahlen zu verdanken sind?

Vormoor: Das Anlageuniversum kennt keine Restriktionen bei der Länderauswahl oder der Marktkapitalisierung der Zielunternehmen. Um nachhaltig positive Erträge erwirtschaften zu können, auch angesichts des großen zu verwaltenden Vermögens, investieren wir in ein breites Anlageuniversum. Dazu gehören globale Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen sowie Gold. Den Besitz des Edelmetalls sehen wir als mögliche Absicherung gegen extreme Marktereignisse an. Mit unserem Value-Ansatz wollen wir dauerhafte Wertminderungen des Kapitals verhindern. Hochpreisige Länder und Sektoren meiden wir. Die Umschlagshäufigkeit des Portfolios liegt bei weniger als einem Fünftel.

Cash.: Unterbewertete Gesellschaften suchen viele. Wo werden Sie fündig?

Vormoor: Wir wollen die ganze Bandbreite an Value-Strategien, so auch die unterschiedlichen Ansätze der berühmten Investoren Benjamin Graham und Warren Buffett, abdecken. Günstige Kaufgelegenheiten finden sich beispielsweise bei Unternehmen aus unbeliebten oder in Not geratenen Branchen. Auch Gesellschaften, die vorübergehend bei ihren Anlegern in Ungnade gefallen sind, schauen wir uns an. Zu niedrige Bewertungen können sich auch ergeben, wenn die Länder, in denen eigentlich gut aufgestellte Unternehmen agieren oder beheimatet sind, wirtschaftlich nachgeben. Nicht zuletzt lassen sich auch immer noch von Investoren übersehene Gesellschaften identifizieren.

Cash.: Wie läuft die Auswahl der Investments im Einzelnen ab?

Vormoor: Als Erstes analysieren wir das Geschäftsmodell, in dem wir Geschäftsberichte und andere Unternehmensunterlagen auswerten. Entscheidend ist der tatsächliche wirtschaftliche Ertrag. Es werden ausschließlich belegte und nachvollziehbare Ergebnisse berücksichtigt. Für Wachstumsfantasien zahlen wir nicht. Wir bewerten Bilanzen und Cashflows, um den sogenannten inneren Wert einer Unternehmung zu bestimmen. Investiert wird dann in diejenigen, die an der Börse günstiger als der von uns ermittelte innere Wert gehandelt werden. Dies ist der Preis, den ein sachkundiger Käufer für das gesamte Unternehmen zu zahlen bereit wäre. Üblicherweise suchen wir nach Aktien von Gesellschaften, die demgegenüber wenigstens einen 30-prozentigen Abschlag aufweisen. Von dieser Schwelle weichen wir nur ausnahmsweise in einem begrenzten Maß ab, wenn es sich beispielsweise um Marktführer oder Firmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen handelt.

Cash.: Der Kern Ihres Investmentansatzes ist also eine Sicherheitsmarge, die bei jedem Investment gegeben sein soll?

Vormoor: Richtig, dieser Puffer soll das Fondsvermögen vor Unsicherheiten schützen. Unser Investmentansatz ist dadurch, dass wir hohe Bewertungen, hohe Fremdkapitalanteile, unverständliche Bilanzen, unsichere Geschäftsmodelle sowie aggressives Management prinzipiell meiden, antizyklisch ausgerichtet.

Seite 3: Was kommt außer Aktien ins Portfolio?

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