Cash.Online: Wie steht es aktuell um Indiens Banken? Einige staatliche Institute sind in Korruptionsvorwürfe verwickelt und werden von Investoren wohl abgestraft werden?
Rajah: Wir gehen davon aus, dass die Wertentwicklung der indischen Banken von vier Faktoren bestimmt wird: Gesamtwachstum, Qualität der Vermögenswerte, Zinsen und dem Zusammenspiel zwischen der Aufsichtsbehörde und der Qualität der Geschäftsleitung. Obwohl das Kreditwachstum und das Einlagenwachstum zufrieden stellen, entwickelt sich die Qualität der Vermögenswerte bei indischen Banken unterschiedlich. Einige Banken zeigen Verbesserungen, andere lassen eine Verschlechterung erkennen. Die nun steigenden Zinsen lassen gewisse Zweifel über die Nachhaltigkeit des Wachstums aufkommen. Was die Qualität der Geschäftsleitung betrifft, so haben die meisten Banken des Privatsektors angemessen abgeschnitten, aber einige staatliche Banken sind in Korruptionsvorwürfe verwickelt. Daher dürfte die Performance auch künftig unterschiedlich verlaufen. Wir werden wohl kaum die sehr ausgeprägte Rally bei Bankaktien erleben wie in den beiden letzten Jahren. Aus der allgemeinen Anlegerperspektive fühlen wir uns mit Privatbanken wohler als mit Staatsbanken. Obwohl Indien über einige gut geführte Staatsbanken verfügt meinen wir, dass diese erst einmal verschiedene Strukturprobleme lösen müssen, bevor sie für uns unter langfristigen Gesichtspunkten attraktiv erscheinen. Die indische Zentralbank hat diese Probleme erkannt. Sie muss nach unserer Meinung mit Regierung und dem Bankensystem zusammen arbeiten, um diese strukturellen Probleme zu bereinigen.
Cash.Online: Wie ist Ihr Fonds derzeit positioniert und wie sieht ihr Investmentprozess aus?
Rajah: Unsere größten Positionen haben wir im Banken und IT Sektor gefolgt von Energie und Rohstoffe. Wir konzentrieren uns weiter auf Unternehmen mit guter Corporate Governance, einer geringeren Fremdkapitalquote und einer besseren Ertragssicherheit. Wir wollen in Unternehmen investieren, die von den Märkten falsch bewertet werden, die über erkennbare Antriebskräfte für zukünftiges Gewinnwachstum verfügen und die ein optimales Verhältnis von potenziellem Gewinnwachstum, Geschäfts- und Finanzrisiko und Bewertung aufweisen. Unser Investmentprozess ist sehr Research-orientiert. Er konzentriert sich auf qualitative sowie quantitative Faktoren, die uns bei der Reduzierung Aktienspezifischer Risiken helfen. Außerdem befolgen wir solides Risikomanagement, das in das Portfoliomanagement eingebunden ist. So können wir unbeabsichtigte Risiken identifizieren und dafür Sorge tragen, dass das Risiko beabsichtigt, verstanden und ausgeglichen ist.
Cash.Online: Welche Werte haben in den vergangenen Monaten in besonderem Maße zur Performance im Fonds beigetragen?
Rajah: Zu den Unternehmen, die im zweiten Quartal zur absoluten Fonds-Performance beitrugen, gehörten Bharti Airtel, Asian Paints und HDFC Bank. Bharti Airtel ist ein Marktführer im indischen Mobilfunksektor. Das Unternehmen ist unseres Erachtens durch sein Markenkapital und seine Infrastrukturstärke gut aufgestellt für die anstehende Konsolidierung und das Wachstum der Nachfrage nach Breitbanddaten. Die Expansion des Unternehmens nach Afrika und die solide Finanzposition verheißen unserer Ansicht nach auch Gutes für die Zukunft. Asian Paints ist ein führender Anbieter im Segment dekorative Farben. Diese Position setzt auf steigende Nachfrage nach neuem Wohnraum und veränderte Ansprüche indischer Verbraucher, was eine Umstellung auf einen höheren Lebensstandard herbeiführt. Die HDFC Bank hat eine nachweisliche Erfolgsbilanz und bietet unseres Erachtens eine der besten Möglichkeiten für ein Engagement in den Chancen, die sich in der indischen Finanzdienstleistungsbranche ergeben. Große Reichweite, solide Kontokorrent- und Sparguthaben sowie eine hohe Qualität der Vermögenswerte sind unseres Erachtens wesentliche Pluspunkte, durch die das Unternehmen richtig positioniert ist, um von der zunehmenden Verbreitung von Bank- und Finanzdienstleistungen mittel- bis langfristig profitieren zu können.
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