Legg Mason: Mit zehn Töchtern auf Globalisierungskurs

Cash.: Was kam zuletzt aus der Produkt-Pipeline?

Dahmann: In jüngster Vergangenheit haben wir zwei neue Absolute-Return-Strategien von Permal und Western Asset Management eingeführt. Gegenwärtig bereiten wir den Start von zwei Small-Cap-Fonds aus dem Hause Royce & Associates vor – ein europäisches und ein globales Portfolio. Ebenfalls vor der Vertriebszulassung in Deutschland steht der Legg Mason Brandywine Global Opportunities Bond Fund. Darüber hinaus können Anleger auch von unserem Rentenspezialisten Western Asset Management ein neu aufgelegtes Anleiheprodukt erwarten.

Cash.: Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäft in der von Ihnen verantworteten Region?

Dahmann: Von Frankfurt aus betreuen wir Deutschland, Österreich und Teile Luxemburgs, die sich allesamt erfreulich entwickelt haben. In den vergangenen drei Jahren konnten wir unseren Kundenstamm auf über 200 professionelle Investoren ausweiten und bestehende Beziehungen vertiefen. Unser Frankfurter Team haben wir ebenfalls stark erweitert und sind inzwischen am Markt weitgehend etabliert. Für unser zukünftiges Wachstum ist uns eine langfristige und nachhaltige Strategie wichtiger als das Erreichen kurzfristiger und ehrgeiziger Meilensteine. Wir bauen unser Geschäft daher schrittweise aus, so dass wir auch in schwierigen Marktphasen unseren Kunden unvermindert hochwertige Beratungsleistungen liefern können. Das Vertrauen unserer Kunden steht für uns immer im Vordergrund. In Zukunft wollen wir unser Geschäft mit unabhängigen Finanzvermittlern weiter ausbauen, ohne unsere bestehenden Investoren zu vernachlässigen. Wir messen unser Vorgehen daran, ob wir in Anbetracht der Kundenanforderungen und der Kapitalmarkt-Entwicklung das Richtige getan haben, und passen dieses evolutorisch an, wenn sich das Umfeld ändert. Eindrucksvolle Ziele helfen dem unternehmerisch-dynamischen Ego und machen Druck. Aber eben das wollen wir aus guten Gründen nicht.

Cash.: Welche Ziele hat das Mutterhaus international und welche Rolle spielen die europäischen Niederlassungen?

Dahmann: Legg Mason verfolgt seit einigen Jahren eine Globalisierungsstrategie, die von allen unseren Tochtergesellschaften mitgetragen wird. Als eines der größten weltweiten Fondshäuser haben wir in unserem Heimatmarkt, den USA, bereits eine sehr starke Stellung, die wir gerne auch auf Europa ausweiten wollen. Innerhalb Europas spielt Deutschland für uns eine gewichtige Rolle. Eines unserer mittelfristigen Konzernziele ist es, den Anteil unseres Geschäfts außerhalb der USA von heute 36 Prozent auf mindestens 50 Prozent auszuweiten. Wir möchten dies in erster Linie durch generisches Wachstum, aber gegebenenfalls auch flankiert durch weitere Akquisitionen im Bereich europäischer oder globaler Aktien erreichen.

Cash.: Wie schätzen Sie den Umgang der Europäer mit den verschuldeten Mitgliedern der Eurozone ein?

Dahmann: Es wird den EU-Randstaaten schwer fallen, von ihrem Schuldenberg herunterzukommen, wenn die gesamtwirtschaftlichen Belastungen nicht gleichermaßen auf die Peripherie-Länder und die Kernstaaten verteilt werden. Eine lockerere Geldpolitik und ein schwacher Euro sind der sicherste Weg, um eine solche Verteilung der Belastungen zu erreichen. Zusätzlich ist es notwendig, die Schulden der Peripherie-Länder zu restrukturieren und einen signifikanten Haircut, also einen Teilverzicht von Gläubigern, herbeizuführen. Bevor eine solche Restrukturierung jedoch Sinn macht, müssen die EU-Randstaaten einen ausgeglichenen Saldo vorweisen können und das europäische Bankenwesen in seiner Kapitalbasis weiter gestärkt werden. Da mögliche Ansteckungsgefahren jedoch zu den größten Bedenken für die europäischen Entscheidungsträger gehören, erwarten wir in den kommenden zwölf Monaten keine Haircuts.

Cash.: Bleibt es bei der Zinswende?

Dahmann: Vertreter der europäischen Zentralbank sind sich darüber einig, dass der einheitliche Ansatz der Geldpolitik nicht durch die Zerbrechlichkeit einiger Mitgliedsländer in Mitleidenschaft gezogen werden darf. Wenn Europas Führungsmannschaft in finanzpolitischen Angelegenheiten nicht zusammenarbeitet, kann die geldpolitische Straffung der EZB eine Restrukturierung des Schuldenbergs der Peripheriestaaten beschleunigen. Ein Versagen der politischen Führung könnte die EZB auch veranlassen, ihre Pläne für höhere Zinsen aufzugeben. Sollte es der Zentralbank nicht gelingen, die Zinsen so zu erhöhen, wie es der Markt derzeit erwartet, dürfte der Euro-Wechselkurs viel Unterstützung verlieren.

Interview: Marc Radke

Foto: Legg Mason

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