Die Europäische Zentralbank schaltet mit ihrer Leitzinserhöhung von 1,0 auf 1,25 Prozent langsam in den Post-Finanzkrisenmodus um. Nun sind „reale Werte“ wie Aktien gefragt, oder Lösungen, die im Anleihensegment von steigenden Zinsen profitieren.
Gastkommentar: Hans-Jörg Naumer, Allianz Global Investors
„30 Jahre Anleihenhausse sind auch einmal vorbei“, mag sich Bill Gross, der Bond King, wie er gerne genannt wird, gedacht haben, als er sich in großem Stil von US-amerikanischen Staatsanleihen getrennt hat.
Letztlich hat ihn der Selbstfinanzierungskreislauf gestört, der an den Versuch erinnert, sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf zu ziehen: Der Staat emittiert Schuldtitel, um seine anschwellenden Haushaltslöcher zu stopfen, die Zentralbank kauft sie, in dem Versuch, Liquidität in die Märkte zu drücken. Steigender Refinanzierungsbedarf, steigende Inflationsgefahren – keine guten Rahmenbedingungen für Staatsanleihen.
Die Wende bei den Zinsen scheint eingeläutet. Auch die Konjunktur, trotz der Katastrophe in Japan, lässt kaum einen Rückfall in die Deflation erwarten. Die Preisentwicklung zeigt bereits eine andere Richtung an. Nach oben.
Die bis in den Spätsommer 2010 nachlassende Dynamik der Industrieproduktion, die die Gefahr eines von den USA ausgehenden, erneuten Abgleitens in die Rezession beschwor, ist einer Wachstumsbeschleunigung gewichen. Die Einkaufsmanagerindizes sind wieder spürbar gestiegen und stützen die Einschätzung, dass sich mit Blick auf das Jahr 2011 die internationale Konjunktur weiter auf einem soliden, wenn auch gegenüber 2010 leicht flacheren Wachstumspfad befindet.
Seite 2: Globale Rezession selbst beim Worst Case in Japan unwahrscheinlich