Der Dodd-Frank Act (2010)
In den USA wurde die Debatte um eine schärfere Bankenregulierung besonders lebhaft geführt. Im Zuge einer als zu ehrgeizig angesehenen Entscheidung bewilligte der Kongress ein beispielloses, 2.300 Seiten starkes Gesetz, das auf eine Komplettüberholung des Bankensystems abzielt. Die Volcker-Vorschrift, die Teil des Gesetzes ist, soll dazu dienen, den Eigenhandel in Banken aufgrund der damit verbundenen Risiken zu beschränken.
Banken-Bilanzierung
Diese stellt nach wie vor ein zentrales Problem dar, und die Krise hat gezeigt, wie wichtig die Bestimmung des Fair Value und seine Neubestimmung im Rahmen der Rückstellungsberechnung war. Die Gespräche zwischen dem US-amerikanischen Financial Accounting Standards Board (FASB) und dem International Accounting Standards Board (IASB) haben zu einer engen Zusammenarbeit bei den Rechnungslegungsstandards geführt.
Neben den Vorschriften, die für den Finanzsektor benötigt werden, verändert sich aber auch das regulatorische Umfeld. In Europa markierte die Schaffung der Bankenaufsicht EBA höchstens den Beginn dieser Veränderung. Die Organisation hat den Ausschuss der europäischen Bankenaufseher CEBS abgelöst und dient hauptsächlich den nationalen Regulierern der Europäischen Union als Forum, um Ideen auszutauschen. Sie spielt bei der Regulierung des Bankensektors keine direkte Rolle. Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB), eine weitere Aufsichtsbehörde der EU, wurde 2010 ins Leben gerufen.
Europas Banken und die Staatsschuldenkrise
Die Geldinstitute in Europa sind dem globalen Bankenrisiko am stärksten ausgesetzt, weil ihre Bilanzen drei zentrale Schwächen vereinen.
Erstens sind die Institute – als unbeabsichtigte Konsequenz der Basel-II-Vorschriften – in Staatsanleihen engagiert. Die Schuldenkrise führte rasch zu einer allgemeinen Abneigung gegen Banken, da sich die Gefahr von Staatsausfällen neben steigende Renditen als Grund für Kapitalverluste gesellte. Griechenland zeigte, dass dies nicht bloße Theorie war.
Die zweite Schwäche, die viele Banken gemeinsam haben, besteht in der Abhängigkeit von Fremdfinanzierungen, da die Einlagen die ausstehenden Kreditforderungen nicht decken. Beide Schwächen zusammen bewirkten eine Veränderung des operativen Umfelds. Die Finanzierungsquellen für die gefährdetsten Banken trockneten vollständig aus, versiegten zu einem beträchtlichen Teil oder wurden unerschwinglich teuer. Die erhöhte Wahrnehmung von Kontrahentenrisiko sorgte am Interbankenmarkt für Turbulenzen und zwang die EZB dazu einzugreifen, um Liquidität bereitzustellen.
Die dritte und bedeutendste Schwäche stellen die klassischen Kreditengagements dar, da sich die Konjunktur im Zuge der Bemühungen um eine Reduzierung der Staatsdefizite abschwächt oder sogar in eine Rezession übergeht. Zahlreiche Kreditinstitute, wie etwa die deutschen Landesbanken und spanischen Sparkassen, wurden restrukturiert, wobei aber zwangsläufig noch mehr auf sie zukommen dürfte. Die Überwindung der aktuellen Situation wird Zeit brauchen, und die Zukunft der Banken ist eng gekoppelt an die Lösungen, die ergriffen werden könnten.
Die Zukunft liegt sicherlich darin, die Institutionen in der Eurozone und der gesamten EU zu verbessern. Schritte wie die Schaffung von EFSF und ESM wurden bereits gegangen. Wenn aber das System vollständige Stabilität genießen und das Ansteckungsrisiko eingedämmt werden soll, müssen auch Schritte zu einer föderalen – nicht nur zwischenstaatlichen – Struktur in Erwägung gezogen werden.
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