Selbst die Eurokrise verliert an Schrecken: „Europa belastet die Anlegerstimmung zwar weiterhin, doch die Bewertungen, die nach wie vor von der Katastrophe ausgehen, würdigen das Erreichte nicht angemessen“, stellt Hasenstab fest: „Es können zwar noch politische Pannen passieren, doch die in Europa diskutierten Fragen sind nicht mehr existenzieller Natur, sondern praktischer. Wir starten im Vergleich zu 2011 in vieler Hinsicht mit weniger Unbekannten ins Jahr 2012.“
EZB spielt entscheidende Rolle
Das wünscht sich wohl auch Monsieur Carmignac. Zu seinem Job gehört es, das Vermögen seiner Kunden von zurzeit rund 45 Milliarden Euro möglichst sicher, aber auch gewinnbringend anzulegen. Aktuell findet sich in den Top 10 seines Carmignac Investissement kein einziges Euro-Unternehmen, stattdessen Nordamerikaner wie Ölbohrer Anadarko Petroleum, IT-Konzern Apple und Goldproduzent Goldcorp. Damit er wieder guten Gewissens in euroländischen Aktien und Renten investieren kann, macht er aus seinen Forderungen an die maßgeblichen Instanzen und Politiker kein Geheimnis.
Besonders unzufrieden war Carmignac zuletzt mit den Maßnahmen der Europäischen Zentralbank EZB. Das hat er ihr auch umgehend geschrieben. Zuerst verfasste er einen offenen Brief an Jean-Claude Trichet, als dieser noch Chef der EZB war, um sich über dessen Stabilitätspolitik zu beschweren. Jüngst im Januar folgte das zweite Schreiben, diesmal an Trichet-Nachfolger Mario Draghi. Statt Genörgel gab es nun ein Dankeschön für die Zinssenkung im Oktober und die 500 Milliarden Euro, mit denen die EZB Eurolands Banken kurz vor Weihnachten gestützt hat.
Nichtsdestotrotz fordert Carmignac weitere Gaben von den Zentralbankern: „Die EZB sollte entschiedener handeln und direkt Staatsanleihen erwerben. Ein schwächerer Euro unterstützt die Exporte der Eurozone.“ Damit liegt der Franzose auf einer Linie mit der großen Mehrheit der von Cash. befragten Experten und Fondsmanager.
Tenor: „Besser ein schwacher Euro als gar keiner!“ Es war nicht zuletzt die Angst der Anleger vor einer heftigen Rezession in Europa, die 2011 für Kursverluste gesorgt hat. Dem Motto scheint auch die EZB mittlerweile zu folgen: Rund 220 Milliarden Euro hat sie wohl inzwischen in Staatsanleihen von europäischen Problemländern investiert.
Ihre Bilanzsumme soll sich seit dem Jahr 2007 auf rund 2,7 Billionen Euro verdoppelt haben. Kritiker an diesem Kurs wie Ex-EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark finden sich in der Minderheit.
Private Anleger mieden Risiko
Die spätsommerliche Börsen-Baisse blieb nicht ohne Folgen. Nach Zahlen des Fondsresearch- und Ratinghauses Morningstar haben Anleger der europäischen Fondsbranche im vergangenen Jahr rund 124,2 Milliarden Euro entzogen. Lediglich das Jahr 2008 hatte den Produktschmieden einen noch größeren Einbruch beschert. Damals, auf dem Höhepunkt der US-Immobilienkreditkrise, zogen Anteilseigner europaweit 175 Milliarden Euro ab.