„Keine schnelle Beruhigung“

Cash.: Die gegenwärtige Situation an den Kapitalmärkten bietet ein nahezu ideales Umfeld für vermögensverwaltende Fonds, die versuchen, eine risikoadjustierte Rendite zu erzielen. Inwieweit muss es Anspruch dieser Fonds sein, Kursverluste in jeder Marktphase zu vermeiden?

Lecher: Wichtig ist hierbei, entweder das Rendite- oder Verlustpotenzial zu definieren. Der Anleger muss dann verstehen, wie der Fondsmanager arbeitet. Aus meiner Sicht gibt es drei Methoden.

Zunächst besteht die Möglichkeit, das Verlustpotenzial systematisch abzusichern, was jedoch in der Regel Rendite kostet. Darüber hinaus kann versucht werden, durch aktives Management der Assetklassen das Risiko zu minimieren. Bei dieser Variante besteht jedoch die Gefahr, dass der Fondsmanager mit seinen Entscheidungen falsch liegt und das genaue Gegenteil erreicht wird.

Last but not least ist es möglich, das Risiko durch eine möglichst breite Diversifikation zu reduzieren. Dabei sollte nicht im Vordergrund stehen, dass man möglichst viele Assetklassen vereint, sondern gezielt die Risikotreiber eines Portfolios so bestimmt, dass diese einen ähnlichen Beitrag zum Gesamtrisiko leisten. Doch auch bei der letztgenannten Methode ist es unrealistisch, in jeder Marktphase Verluste zu vermeiden. Es muss immer eine langfristige Betrachtung gewählt werden.

Cash.: Mit dem UBS All-Rounder Fund bieten Sie seit dem Sommer 2009 einen Fonds an, der dem von Ihnen geschilderten Diversifikationsansatz Rechnung trägt. Wie funktioniert das Produkt?

Lecher: Es gibt vier Konjunkturzyklen: Aufschwung, Boom, Abschwung und Rezession. Infolgedessen bilden wir vier Szenario-Portfolios, die in etwa gleiche Risikobeiträge für den Fonds liefern. Um die Dominanz eines dieser Szenario-Portfolios zu verhindern, wird die Allokation so verfeinert, dass als Ergebnis ein gut ausgewogener und diversifizierter Fonds vorliegt, der im Risikoprofil zwischen einem renditeorientierten und einem ausgewogenen Portfolio liegt.

In Übereinstimmung mit unserer Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage gewichten wir das am wenigsten wahrscheinlichste Szenario-Portfolio unter und vergrößern das Gewicht des wahrscheinlichsten Szenario-Portfolios.

Dazu verwenden wir ein quantitatives Modell, das auf von der OECD entwickelten Indikatoren beruht, mit denen sich frühzeitig Wendepunkte im Wirtschaftszyklus erkennen lassen. Das Modell wird regelmäßig überprüft, um Veränderungen des Anlageuniversums, die langfristigen Aussichten der Anlageklassen und besondere Merkmale des Konjunkturzyklus zu berücksichtigen. Theoretisch könnten wir in die Entscheidungen des Modells eingreifen, doch haben wir so viele Tests durchgeführt, die uns ein erfolgreiches Arbeiten des Modells in allen Marktphasen bestätigt haben.

Seite 3: Aktuelle Positionierung des Fonds

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