Chancen bei Aktien

Das Thema „aufstrebende Mittelschicht“ wird von Dauer sein. Es lohnt, in Unternehmen zu investieren, die so positioniert sind, dass sie an der steigenden Kaufkraft der wachsenden Mittelklasse partizipieren können. Das Thema kann jedoch variabel gespielt werden: über Unternehmen in Europa und den USA oder in Ausnahmefällen auch über Investments in Unternehmen aus den Schwellenländern selbst. Entscheidend ist, in welchen Regionen ein Unternehmen aktiv ist und – in Hinblick auf Konsum – der Markenwert. Denn die neuen Käufer aus den Schwellenländern wollen vor allem Zugang zu bekannten westlichen Marken und dem damit verkörperten Lebensstil.

Wir haben kürzlich mit Blick auf den Wachstumsfaktor Mittelschicht unsere Investitionen in europäische Unternehmen und US-Werte erhöht, auch um uns gegen Währungsschwankungen abzusichern. Konkret wurden unter anderem folgende Positionen aufgebaut: Zoetis (USA, eine Pfizer-Tochter, Weltmarktführer auf dem Gebiet der Tierarznei), Sales Force (USA, Marktführer für CMR-Software), LVMH (Frankreich, führend im Luxus-Sektor) und Adidas (Deutschland, führender Sportartikelhersteller). Die aktuellen Bewertungen machen jedoch auch Richemont, Pearson und Prudential interessant. Das Herausbilden einer neuen Mittelschicht stützt zudem andere langfristige Mega-Trends, wie den elektronischen Handel, den Energieverbrauch, die Lebensmittelproduktion und das Ansteigen der Gesundheitskosten.

Solide Opportunitäten bei Healthcare-Unternehmen

Insbesondere der Gesundheitssektor bietet solide Opportunitäten, denn er korreliert nicht mit dem Industriesektor, wohl aber mit einem stetig wachsenden Bedarf, der auf die Überalterung der Weltbevölkerung und der zunehmenden Verwestlichung zurückzuführen ist. Die Ausgaben für Gesundheitspflege sind beispielsweise zwischen 1995 und 2010 in den USA um 126 Prozent angestiegen, in Südostasien um 206 Prozent und in Lateinamerika um 176 Prozent. Auch dieser Trend wird unserer Ansicht nach von Dauer sein, da die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitsbereich in den Wachstumsregionen noch sehr niedrig sind (47 US-Dollar pro Kopf/Jahr in Lateinamerika, 85 US-Dollar in Afrika versus 8.000 US-Dollar in den USA). (Quelle: Weltbank; INED-institut national d’études démographiques)

In diesem Bereich empfehlen wir einen Blick auf folgende Unternehmen: Fresenius Medical Care (Deutschland, Dialysespezialist, der vom wachsenden Bedarf der entstehenden Mittelklasse profitieren sollte), Novo Nordisc (Dänemark, führender Insulin-Produzent, profitiert von der zunehmenden Fettleibigkeit, weist einen hohen Free Cash-Flow auf) oder Varian Medical Systems (USA, führender Produzent von Apparaturen zur Radiotherapie, profitiert von globalen Anstrengungen, Tumore effizienter zu behandeln und entsprechenden Investitionen).

Abgesehen davon finden wir einige interessante Chancen bei echten Value-Aktien wie ThyssenKrupp und Koenig & Bauer in Deutschland. Sie verfügen zwar über wenig internationales Geschäft und können demzufolge auch nicht nennenswert vom Wirtschaftswachstum andernorts profitieren, sind aber unserer Ansicht nach massiv unterbewertet.

Autor Pierre Puybasset ist langjähriger Fondsmanager, aktuell Mitglied des Anlageausschusses und Sprecher des Fondsmanagements der französischen Fondsgesellschaft Financière de l’Echiquier.

 

1 2Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments