Eine Anlage in dividendenstarke Aktien ist für viele Anlegertypen interessant. Besonders im heutigen Niedrigzinsumfeld.
Kolumne von Philipp von Königsmarck, Fidelity Worldwide Investment
Wer auf der Suche nach laufenden Erträgen ist, für den sind sie eine attraktive Einnahmequelle. Anleger, für die das Kapitalwachstum im Vordergrund steht, finden in Dividenden einen Renditepuffer in schwankenden Märkten. Zudem profitieren sie durch die Wiederanlage der Dividenden von einer höheren Gesamtrendite. Dabei sind die Dividenden heute schon wieder höher als 2007 vor der Krise. Andere Anlageformen haben ihr Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht.
Aber Vorsicht: Investoren müssen überprüfen, wie nachhaltig die Dividendenrenditen sind. Allgemein kann man davon ausgehen, dass ab einer prognostizierten Dividendenrendite von fünf bis sechs Prozent die Wahrscheinlichkeit deutlich steigt, dass die Dividende in der Realität nicht erreicht wird. Und Dividendenkürzungen bedeuten in der Regel auch Kapitalverluste. Vor allem, wenn die Kürzung überraschend kommt.
Es gibt mehrere Indikatoren, die andeuten, dass prognostizierte Renditen nicht realisierbar sind. Schauen wir uns die großen Sieben der Ölwirtschaft an: BP, Chevron, Conoco, Eni, Exxon, Shell und Total. In vielen Dividendenportfolios sind sie vertreten, aber es gibt durchaus Zweifel an ihrer Fähigkeit, nachhaltig gute Dividenden zu zahlen. Auf den ersten Blick sind die Kennzahlen dieser Gesellschaften attraktiv: einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnisse und ansehnliche Dividendenrenditen. Zudem hat die Branche in den letzten Jahren beständig ihre Dividenden angehoben.
Aber: Die Summen, die Ölgesellschaften in ihren Produktionszyklus investieren müssen, sind in den letzten Jahren gestiegen – zu Lasten ihrer liquiden Mittel. Während der freie Cashflow der großen Sieben um vier Prozent gesunken ist, haben sie gleichzeitig ihre Dividenden um etwa fünf Prozent aufgestockt. Bei einer Ausschüttungsquote von 70 Prozent schütten einige europäische Ölgesellschaften Dividenden aus, die zumindest kurzfristig zu Lasten ihrer Bilanz gehen. De facto nehmen sie Kapital auf, um es an die Anleger auszuschütten. Das ist alles andere als ideal.
Daher ist es wichtig, Unternehmen zu finden, die neben klaren Geschäftsmodellen auch vorhersagbare, beständige Zahlungsströme und eine solide Finanzkraft besitzen. Das ist die Grundlage für nachhaltige Dividenden. Auf sie sollten Fondsmanager setzen. Und sie sollten Risiko als Wahrscheinlichkeit definieren, mit einer Anlage Geld zu verlieren. Denn so sehen es Anleger auch. Eine gute Möglichkeit, dieses Risiko zu messen, besteht meines Erachtens darin, sich anzuschauen, wie hoch der Maximalverlust eines Fonds verglichen mit dem Gesamtmarkt oder der Vergleichsgruppe über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum ist. Ich ermutige Anleger dazu, genau das unter die Lupe zu nehmen.
Autor Philipp von Königsmarck leitet den Vertrieb über unabhängige Finanzdienstleister bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment, Kronberg im Taunus, und ist regelmäßiger Cash.-Kolumnist.
Foto: Fidelity Worldwide Investment