„Facebook war völlig überbewertet“

Allein 2012 hat Yum! Brands, Konzernmutter der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken, in China rund 800 neue Filialen eröffnet. Insgesamt gibt es somit bislang 4.952 Restaurants.

Das Verhalten der jungen Konsumentengeneration unterscheidet sich auch in diesem Sektor regional?

Ja, zum Teil gibt es deutliche Diskrepanzen. Ein gutes Beispiel ist McDonald’s in Indien. Dort ist mittlerweile circa die Hälfte der Gerichte auf der Karte vegetarisch. Im kommenden Jahr wird McDonald’s dort sogar das erste ganz vegetarische Restaurant in Punjab eröffnen.

Durch die unterschiedlichen kulturellen Gewohnheiten wie Muslime, die kein Schweinefleisch essen, oder Hindus, die Rindfleisch meiden, muss sich der Anbieter etwas anpassen.

Sehr gut verkaufen sich dagegen Produkte mit Hühnerfleisch wie der Maharadscha Mac. Dies erklärt auch den großen Erfolg von Yum! Brands KFC-Filialen in Asien, die mit den Produkten aus Huhn ausgesprochen erfolgreich sind.

Das Unternehmen hat bewiesen, dass es das richtige Produktspektrum für einen der aussichtsreichsten Wachstumsmärkte hat und dass es das Wachstum auch umsetzen kann.

Facebook ist gerade bei jungen Menschen beliebt. Wieso haben Sie sich nicht auf die Aktie der Internetplattform gestürzt?

Bei Facebook kamen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen war die Bewertung mit einem Ausgabepreis von 38 US-Dollar – entspricht einer Marktkapitalisierung von rund 100 Milliarden USDollar – im Verhältnis zum Umsatz von 3,7 Milliarden US-Dollar deutlich zu hoch.

Noch klarer wird dies im Verhältnis zum 2011 erzielten Gewinn von einer Milliarde US-Dollar. Außerdem sind die Klickraten auf den Werbebannern bei Facebook nicht mit denen von Google oder ähnlichen Anbietern vergleichbar. Diese liegt bei Google geschätzt achtmal höher.

Mit dem hohen Anteil an mobilen Kunden wird das Geschäftsmodell noch weiter getestet, da hier das Schalten der Werbebanner deutlich erschwert ist. Schlussendlich gab es für eine so hohe Bewertung zu viele offene Fragen.

Google nimmt eine wichtige Rolle im Portfolio ein. Was zeichnet das Unternehmen im Vergleich mit Facebook noch aus?

Google hat bereits gezeigt, dass es trotz seines schnellen Wachstums hohe Erträge erzielen kann. Allein im Jahr 2012 beträgt der Überschuss nahezu 13 Milliarden US-Dollar.

Strategisch trifft Google ebenfalls mehrheitlich die richtigen Entscheidungen, wie die Übernahme von Motorola Mobility zeigt, das ein Portfolio von 17.000 Patenten besitzt.

Mit dem mobilen Betriebssystem Android hat Google ein weiteres Erfolgsprodukt mit über 500 Millionen aktivierten Geräten, rund 1,3 Millionen kommen täglich hinzu.

Mit der steigenden Nachfrage nach mobilen Suchmaschinen und Medieninhalten wie Youtube eröffnet sich ein weiteres Potenzial zum Vermarkten von Werbung. Mit Marktanteilen von 70 Prozent bei der mobilen Werbung sowie 90 Prozent bei der mobilen Suche ist Google sehr gut positioniert, um auch zukünftig zu profi tieren. Das Unternehmen ist im Vergleich zu Facebook nur mit einem kleinen Bruchteil bewertet.

Wie gehen Sie bei der Analyse von Produkten und Märkten vor?

Wir sehen das einzelne Produkt als wesentlichen Schlüssel zum Erfolg von Unternehmen und damit beginnt auch unsere Analysearbeit. Wir beobachten genau, welche Markenshops sich durch hohen Kundenverkehr auszeichnen und welche schwach besucht sind.

Wir sondieren, welche Produkte sich in welchen Kategorien besonders gut verkaufen und welche die Erwartungen nicht erfüllen. Wir beobachten, wie Produkte in der jeweils einschlägigen Fachpresse besprochen werden und ob sich ein neuer Produkttrend abzeichnet.

Anschließend prüfen wir das dahinter stehende Unternehmen und nehmen nach dieser Analyse die Investitionsentscheidung vor. Dabei muss dann der Börsenkurs in einem guten Verhältnis zum Wachstum und zu soliden Bilanzkennziff ern stehen.

Wie passen Bankentitel in das Portfolio?

Die Branche hat thematisch bedingt im Junior Portfolio nur einen geringen Stellenwert. Ihr Gewicht liegt derzeit bei 7,9 Prozent. Ein Unternehmen, das sich dennoch im Gamax Junior findet, ist die Comdirect Bank.

Das Institut setzt auf Onlinebanking, über das nahezu jeder junge Konsument mittlerweile seine Bankgeschäfte abwickelt. Ferner hat sie einen deutlichen Fokus auf dem Endkundengeschäft und dem auch für die junge Generation zunehmend wichtigeren Thema der Altersvorsorge. Bankenwerte generell zu meiden, ist zu kurzsichtig.

Der Sektor befindet sich zurzeit in einer starken Umwälzung und klassische Geschäftsmodelle werden wieder in den Fokus rücken. Dieser Prozess eröffnet gut geführten Häusern auch Chancen.

Interview: Marc Radke

Fotos: Shutterstock & DJE Kapital

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