„Europa braucht mehr Inflation“

Gabriel Panzenböck, Fondsmanager im Team Global Fixed Income bei der Wiener Raiffeisen Capital Management, erklärt, warum Anleger das Staatsanleihen-Universum trotz der aktuell niedrigen Zinsen nicht meiden sollten.

Staatsanleihen Panzenboeck
Gabriel Panzenböck verlangt ein noch aggressiveres Vorgehen der Zentralbank.

Cash.: Wie attraktiv sind Staatsanleihen noch verglichen mit Investments in Aktien und Corporate Bonds?

Panzenböck: Die Renditen der klassischen risikolosen Staatsanleihen der Eurokernländer sind zweifellos aufgrund der jüngsten Rezession und der aggressiven Politik der Europäischen Zentralbank sehr tief und damit für Investoren nur von begrenzter Attraktivität. Das gilt auch für US-Staatsanleihen.

Zieht man die Staatsanleihen der Europeripherie und der Emerging Markets in die Betrachtung mit ein, gestaltet sich das Bild schon etwas heterogener, denn diese Papiere bieten Investoren attraktive Renditen, wenngleich mit größerem Risiko.

Ganz ähnlich verhält es sich bei den Corporate Bonds: Unternehmensanleihen aus den Kernländern der Eurozone sind mittlerweile sehr teuer geworden, weil sich viele Investoren aufgrund der heftigen Aktienmarkt-Korrekturen nicht mehr an Aktien herangewagt haben.

Entsprechend viel Geld ist seither in Unternehmensanleihen geflossen, die im Vergleich zu Aktien als sicherer gelten. Corporate Bonds haben seit 2009 eine bemerkenswerte Rallye hingelegt – so galten Daimler-Anleihen über viele Jahre als die ertragreichere Alternative zur deutschen Bundesanleihe.

Wo finden sich noch lukrative Bonds?

Wie bei den Staatsanleihen finden Investoren in Peripherieländern wie Spanien und Italien noch vergleichsweise günstige Unternehmensanleihen. Das Bild ist also auch dort uneinheitlich. Aktien ermöglichen in einem Szenario wirtschaftlicher Erholung sicherlich den höchsten Ertrag.

Doch auch wenn risikolose Staatsanleihen derzeit keine besonders attraktiven Renditen bieten, haben sie trotzdem ihren festen Platz in jedem balancierten Portfolio. Mit kürzeren Laufzeiten lässt sich derzeit sicherlich mehr Ertrag lukrieren.

Großinvestoren wollen kaum noch Eurostaatsanleihen, weil sie die Zinsen als zu niedrig ansehen und eben recht wenig einnehmen. Verständlich?

Ja, das ist verständlich. Aber gerade deutsche Unternehmen befinden sich in der vergleichsweise günstigen Position, das niedrige Zinsumfeld nutzen zu können, um Investitionen auch abseits der Immobilienmärkte zu tätigen. Und das sollten sie auch.

Wer jetzt nicht investiert, wird von denen überholt werden, die sich trauen. Der Zeitpunkt für unternehmerisches Investieren war selten besser. Wer jetzt mutig ist, wird belohnt, da bin ich mir sicher.

Seite zwei: Weitere Schuldenschnitte in den Euro-Peripheriestaaten?

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