Dividendenstarke Aktien aus Europa sind erste Wahl. Experten wie Peter Brändle, Senior Portfolio Manager bei der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto, sehen die europäischen Börsen weiterhin auf der Überholspur.
„In den vergangenen knapp zwei Jahren haben die Aktienmärkte Europas ein starkes Lebenszeichen von sich gegeben – insbesondere die Märkte der europäischen Peripherie erholten sich prächtig. Erinnern wir uns kurz: Europäische Aktien waren noch bis Anfang 2013 sehr günstig bewertet, weil die Börsen als Folge der Euro-Schuldenkrise in Europa eingebrochen sind“, sagt Brändle.
Europa kommt in Schwung
Europas Volkwirtschaften scheinen langsam aber stetig Tritt zu fassen, sagt der Swisscanto-Experte. Unterstützend sieht er die expansive Geldpolitik, die auch den Aktienmärkten zu Gute kommt, wenn die Kapitalflut den Weg an die Börsen findet: „Weiteres Potenzial nach oben ist durchaus vorhanden. Zum Beispiel können wir Europas Erholung anhand zyklischer Indikatoren wie zum Beispiel den Einkaufsmanager-Indizes einerseits und andererseits aufgrund der Bewertung nach Trendgewinnen erwarten.“
Der aktuelle Verlauf der Einkaufsmanager-Indizes, die als vorauslaufende Indikatoren für den Konjunkturzyklus gelten, prognostiziert ein höheres Wachstum für die Weltwirtschaft. Für Europa ist die globale Wirtschaftserholung deswegen so wichtig, weil nahezu die Hälfte der Unternehmensumsätze mit Geschäften außerhalb des Kontinents erwirtschaftet wird. „Das bedeutet, dass Europa überdurchschnittlich von einer sich anbahnenden Erholung der Weltwirtschaft profitiert“, so der Portfolio Manager.
Attraktiv im globalen Vergleich
Verglichen mit den übrigen Aktienmärkten haben europäische Börsen seit Anfang 2013 kräftig zugelegt. Im ersten Quartal dieses Jahres haben sich die kleinen, vormals als Problemländer gemiedenen Peripheriemärkte wie auch Italien am besten geschlagen, während Schweden, Österreich und Großbritannien die rote Laterne bekamen. Insgesamt bleiben europäische Aktien aus Sicht von Brändle gerade im langfristigen Vergleich – trotz der erfreulichen Kursentwicklung der vergangenen Monate – günstig bewertet. Weiteres Aufholpotenzial sei reichlich vorhanden: „Aktuell sind europäische Aktien zum Beispiel gemessen an den Trendgewinnen rund 27 Prozent unterbewertet. So sind im globalen Vergleich europäische Aktien zu wirklich attraktiven Preisen erhältlich.“
Für den weiteren Börsenverlauf im Kalenderjahr 2014 – da sind sich alle Experten einig – wird das Wachstum der Unternehmensgewinne entscheidend sein. Die Resultate des 4. Quartals seien mehrheitlich zufriedenstellend ausgefallen, analysiert der Aktienkenner: „Wobei die Erwartungen bewusst tief gehalten wurden. Allerdings enttäuschten die Umsatzzahlen der Unternehmen, denn der Euro zeigt weiterhin Stärke. Für 2014 rechnen wir mit einem Gewinnwachstum von zehn Prozent, ebenso für das Jahr 2015.“
Sahnehäubchen Dividende
Die Investmentprofis bei der Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken halten auch die aktuelle Dividendenrendite in Europa für ein ausschlaggebendes Argument. Momentan beträgt das Verhältnis der Ausschüttungen zu den Kursen 3,3 Prozent. Im Vergleich zu den niedrigen Zinsen, die am Geldmarkt oder für Staatsanleihen gezahlt werden, ein verlockendes Angebot.
Positiv bewertet Brädle zudem, dass in jüngerer Vergangenheit viele Unternehmen ansehnliche freie Cashflows generiert haben, die sie zur Schuldentilgung, für Aktienrückkaufprogramme, Akquisitionen und Dividendenausschüttungen nutzen: „Vor allem mit Dividendenzahlungen liefern die Unternehmen gute Hinweise über ihre finanzielle Stärke sowie über ihr Vertrauen in die künftige Geschäfts- und Gewinnentwicklung. Nach wirtschaftlich herausfordernden Jahren sind die Unternehmen heute effizienter aufgestellt, wodurch sie von einem Aufschwung überdurchschnittlich profitieren sollten. Investoren, die einen langfristigen Anlageerfolg mit Aktien im Blick haben, sollten deshalb eine Dividendenstrategie in Betracht ziehen.“ (mr)
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