Die Einführung der AIFM-Richtlinie hat ein starkes Wachstum in den europäischen Fonds-Domizilen angeregt. Das belegt eine Studie des luxemburgischen Fondsverbands Alfi.
Die Studie wurde von Oliver Wyman im Auftrag von Alfi durchgeführt. Demnach ist die Zahl der alternativen Investmentfonds seit 2010 um zehn Prozent gestiegen, die verwalteten Fondsvermögen wuchsen um 13 Prozent.
„Die Attraktivität der europäischen Onshore-Domizile ist durch die AIFM-Richtlinie verbessert worden“, kommentierte Alfi-Präsident Marc Saluzzi. „Die Richtlinie hatte anfangs zahlreiche Gegner. Sie befürchteten hohe Compliance-Kosten und zusätzliche Komplexität. Doch jetzt zeigt sich, dass diese Regulierung bedeutende Vorteile mit sich gebracht hat, indem sie den in der EU domizilierten Fondsmanagern die EU-weite Vermarktung von bereits zugelassenen alternativen Investmentfonds ermöglicht.“
Weitere Ergebnisse: Wenn es um die Wahl des geeigneten Standorts für alternative Investmentfonds geht, haben die Autoren der Studie vier Haupttrends festgestellt.
Starkes Wachstum in europäischen Domizilen
Luxemburg, mit 60 Prozent Marktanteil der größte der drei untersuchten europäischen AIF-Standorte Luxemburg, Irland und Malta, verzeichnete zwischen 2010 und 2013 mit 169 neuen Fonds einen Zuwachs um 11 Prozent. Das stärkste Wachstum verzeichneten Private-Equity- und Immobilienfonds mit etwa 30 bis 35 Prozent Zuwachs sowohl bei der Zahl der Fonds als auch bei den verwalteten Fondsvermögen.
Irland, das zweitgrößte Domizil in der EU mit rund 21 Prozent aller untersuchten alternativen Fonds, wuchs um 58 Prozent, hauptsächlich wegen der steigenden Zahl an Hedgefonds. Schätzungen nach werden etwa 40 Prozent der weltweit aufgelegten Hedgefonds in Irland verwaltet.
Malta weist das stärkste Wachstum der untersuchten EU-Fondsdomizile auf. Dies erklärt sich aus seiner vergleichsweise geringen Größe und seinem Status als „Newcomer”. Es gilt als attraktiv für Nischenmärkte innerhalb der Hedgefonds-Branche mit einem durchschnittlichen Fondsvolumen von weniger als 20 Millionen Euro.
Nachfrage nach alternativen Investmentfonds mit OGAW-Fondsstrukturen: Die Nutzung OGAW-konformer Fondsstrukturen für alternative Investment-Strategien hat sich seit 2009 weltweit schätzungsweise mehr als verdoppelt. Die im Zuge der Finanzkrise erhobenen Forderungen nach mehr Transparenz und Regulierung haben den OGAW-Strukturen zu größerer Attraktivität verholfen. Die Zahl alternativer Investmentfonds ist Schätzungen zufolge seit 2010 um 17 Prozent gestiegen.
Domizile profitieren von breiter Fondsinfrastruktur
Domizile mit Lösungsangeboten aus einer Hand (One-Stop-Shop) ziehen mehr Investmentfonds an als Domizile mit weniger gut entwickelten Fonds-Infrastrukturen. Mit der Einführung von Fonds entsprechend der AIFM-Richtlinie avancierten die Fondsverwaltung und die in diesem Bereich erbrachten Dienstleistungen zu einem entscheidenden Faktor, genauso wie unabhängige Verwahrstellen. Insgesamt wird der Studie zufolge daher mit Zugewinnen großer Domizile gegenüber kleineren mit weniger ausgebildeten Fondsinfrastrukturen gerechnet.
Traditionelle Offshore-Domizile konnten zwischen 2010 und 2013 ihre dominante Position innerhalb der jeweiligen AIF-Assetklassen behaupten. Über alle Assetklassen hinweg gibt es jedoch keinen eindeutigen Gewinner:
Bei den Hedgefonds wird geschätzt, dass die Cayman-Inseln – traditionell die Heimat von Hedgefonds aus der ganzen Welt – im Zeitraum von 2010 bis 2013 ihren Anteil am Gesamtvermögen dieser Fondsgattung von 55 Prozent auf 60 Prozent gesteigert haben. Luxemburg und Irland sind bei britischen und europäischen Fondsmanagern beliebt, doch verzeichnet Irland eine steigende Zahl von Registrierungen US-amerikanischer Fondsmanager.
Private Equity und Immobilien präferieren die USA
Für Private-Equity-Fonds ist der US-Bundestaat Delaware das bei weitem wichtigste Domizil dieser alternativen Assetklasse. Dort sind schätzungsweise rund 57 Prozent der 5.500 untersuchten Fonds ansässig. Sie verwalten etwa 69 Prozent der in Private Equity investierten 1,2 Billionen Euro Anlagegelder. In der EU ist Luxemburg bei Private Equity führend; 90 Prozent der analysierten Fonds in der EU domizilieren im Großherzogtum. Gemessen am verwalteten Fondsvermögen ist Guernsey das drittgrößte Domizil für Private-Equity-Fonds. Dieser Standort verzeichnete in den letzten vier Jahren ein starkes Wachstum, und heute stehen Private-Equity-Fonds für nahezu drei Viertel aller in Guernsey domizilierten Fonds.
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Delaware ist auch für eine Mehrheit der Immobilienfonds der bevorzugte Standort – es wird geschätzt, dass heute 67 Prozent der Aktiva der Branche von Immobilienfonds mit Sitz in diesem US-Bundesstaat verwaltet werden, verglichen mit 60 Prozent im Jahr 2010. Unter den analysierten europäischen Fondstandorten hat Luxemburg den höchsten Anteil an Immobilienfonds, wobei schätzungsweise 15 Prozent der dortigen AIF-Assets in Immobilien investiert sind. Mit Blick auf die kommenden Jahre wird dem Bericht zufolge erwartet, dass die meisten der bestehenden Trends sich – getrieben durch Regulierung und Nachfrage von Investoren – weiter fortsetzen oder sogar verstärken.
Alfi-Präsident Saluzzi dazu: „Damit ist deutlich geworden, dass sich Investoren Sicherheit wünschen, wie sie eine Regulierung bietet. Wir erwarten deshalb, dass noch mehr Offshore-Fonds die Vorteile der AIFM-Richtlinie nutzen werden. Allein in den letzten zwölf Monaten haben wir bereits eine große Zahl von AIFM-Anträgen – rund 240 – erhalten. Die Herausforderung wird sein, noch mehr AIFs für Luxemburg zu gewinnen. Die Cayman-Inseln und Delaware sind starke Mitbewerber, aber wir sind überzeugt, dass unser Fondszentrum alles hat, was man braucht, um für immer mehr Fondmanager und institutionelle Investoren das ‚alternative‘ Produkt-Domizil zu werden.” (mr)
Foto: Alfi