An den Aktienmärkten hat sich die Stimmung gedreht. Nach dem fantastischen letzten Jahr mehren sich nun plötzlich die negativen Schlagzeilen. Was kommt auf uns zu? Handelt es sich zurzeit lediglich um eine gesunde Marktkorrektur oder geht es nun dauerhaft abwärts?
Gastbeitrag von Juan Nevado, M&G Investments
Die Verhaltensökonomie, auch Behavioural Finance genannt, kann jetzt bei der Analyse helfen und auch dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn wenn die Märkte sehr kurzfristig agieren und Anleger panisch – oder euphorisch – handeln, übersehen sie die langfristigen Aussichten ihrer Investments.
Genau dann entstehen häufig neue Chancen. Voraussetzung ist allerdings, dass Anleger objektiv analysieren, ob den Bewertungen irrationale oder realistische Annahmen zugrunde liegen.
Immer noch günstig
Natürlich können auch wir die Zukunft nicht voraussagen. Unsere Einschätzung ist aber, dass Aktien in diesem Jahr weiter attraktiv bleiben – vor allem im Vergleich zu kurzlaufenden Staatsanleihen und Cash.
Denn erstens werden echte Blasen nur selten von so vielen skeptischen Kommentaren begleitet. Zweitens sind sogar die meisten Industrieländer – die ja im letzten Jahr die größten Kurssprünge erlebten – im langfristigen Vergleich immer noch relativ günstig bewertet.
Und gerade in diesen Märkten ist die Aussicht auf steigende Unternehmensgewinne und damit auch steigende Aktienkurse groß, denn die Zentralbanken können sich angesichts der niedrigen Inflation ganz darum kümmern, die Wirtschaft anzukurbeln.
Auf die Auswahl kommt es an
Wie immer kommt es jedoch auf die Auswahl an. Schon 2013 lagen die Renditen innerhalb der Aktienmärkte weit auseinander, und dieser Trend hat sich sowohl in Bezug auf Anlageregionen als auch Branchen noch verstärkt.
Anleger wären daher schlecht beraten, wenn sie die gesamte Anlageklasse über einen Kamm scheren würden. Vor allem die europäischen Peripheriestaaten bieten immer noch Chancen, allen voran Italien, wo der Aktienmarkt im Januar sogar positiv abschloss.
In diesen Märkten ist zudem das Potenzial für positive Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen größer als in den USA, wo die Profitabilität der Firmen schon recht hoch ist. Dort sind bestimmte Branchen, wie Banken, Technologie- oder Bergbauunternehmen noch vergleichsweise günstig und liefen auch im Januar besser als der gesamte US-Markt.
„Die“ Schwellenländer gibt es nicht
Ganz anders sieht das Bild in den Schwellenländern aus. 2013 war bereits ein schwaches Jahr, und 2014 ist mit einer veritablen Krise gestartet. Hinter dieser Schwäche stecken auch einige Einflussfaktoren, die sich anhand des Behavioural Finance-Ansatzes erklären lassen.
Wenn Marktteilnehmer sagen: „Eigentlich halten wir diesen Markt für eine gute Investition, aber im Moment halten wir uns lieber heraus“, so ist das ein typisches Beispiel für kurzfristig gefärbte Wahrnehmungen, die den Blick auf Fundamentaldaten versperren.
Anleger neigen dazu, den langfristigen Wert zu ignorieren und versuchen stattdessen, die Irrungen und Wirrungen der Märkte vorherzusagen. Doch das ist ein gefährliches Spiel.
Seite zwei: Einstiegsmöglichkeiten in Emerging Markets