Es klingt paradox. Die wichtigsten Zentralbanken der Welt haben die Weltwirtschaft in den vergangenen Jahren in einem erheblichen Umfang mit Liquidität versorgt. Gleichzeitig wird das Risiko einer Deflation, insbesondere in der Eurozone, von verschiedenen Seiten herausgestrichen.
Gastbeitrag von Dr. Frank Augsten, Gothaer AM
Reales Deflationsrisiko
Auch ein Vergleich der Eurozone mit Japan wird in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert. Zuletzt bezeichnete der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, Olivier Blanchard, in einem Interview für das Handelsblatt das Risiko einer Deflation als real.
In der Tat liegen die Inflationsraten seit über einem Jahr deutlich unter dem Niveau, für das die EZB Preisniveaustabilität als gewährleistet erachtet. Den Prognosen folgend werden die Steigerungsraten des harmonisierten Verbraucherpreisindex auch in den kommenden zwei Jahren unter diesem Niveau bleiben.
Drei Ursachen für geringe Teuerungsraten
Diese aktuell geringen Teuerungsraten haben im Wesentlichen drei Ursachen. Erstens lässt sich der Rückgang der Steigerungsraten des allgemeinen Preisniveaus zu einem großen Teil auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen.
Nach Einschätzung der EZB sind zwei Drittel des Rückgangs der Inflationsrate um 1,9 Prozentpunkte seit Anfang 2012 auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen. Dieser Effekt dürfte jedoch in den kommenden Monaten seine Wirkung auf die Inflationsraten verlieren und könnte sich sogar in sein Gegenteil umkehren.
Zusammen mit den in ihren Auswirkungen vergleichsweise geringen, aber in ihrer Wirkungsweise vergleichbaren Effekten durch die Entwicklung der Nahrungsmittelpreise ist mit sogenannten Basiseffekten zu rechnen, die die Inflationsrate ungeachtet etwaiger anderer Einflüsse um bis zu 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Die Hürde für einen weiteren Rückgang der Inflationsraten ist insofern sehr hoch.
Südeuropa hat Wettbewerbsfähigkeit verbessert
Zweitens haben insbesondere Spanien, Irland, Portugal und Griechenland in den vergangenen Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert, wodurch sie nunmehr günstiger produzieren können. In der Folge ist die Kernteuerungsrate gesunken.
Seite zwei: Wesentlicher Unterschied zu Japan