Nach Meinung der Marktexperten von Standard Life Investments ist nunmehr geklärt, wer den Stab der amerikanischen Notenbank übernimmt und verstärkt billiges Geld in die Finanzmärkte pumpt. Die Rolle der EZB steht in Frage.
Investoren haben sich immer gefragt, wer nach dem Ende von QE3 und einer Zinserhöhung durch die FED die Rolle des „Chief Global Liquidity Providers“ übernehmen würde. Mit den zwei sowohl vom Zeitpunkt als auch vom Umfang her durchaus überraschenden Programmen der Bank of Japan und des japanischen Government Pension Investment Funds sei diese Frage nun geklärt, schreiben die Volkswirte von Standard Life Investments in ihrem aktuellen „Weekly Economic Briefing“.
Japan als Negativ-Beispiel
James McCann, der für Europa zuständige Analyst meint: „Die EZB sollte nun die Lehren aus den verlorenen Jahrzehnten der japanischen Wirtschaft ziehen und noch mutigere Schritte einleiten.“ Die Kerninflationsrate sei im Oktober weiter gesunken, eine Reihe von Mitgliedern der Eurozone befänden bereits in einer Phase der Deflation. In Japan habe sich das allmähliche Abrutschen in die Deflation über ein paar Jahre hingezogen und ein externer Schock habe gereicht, um den endgültigen Schubs zu geben.
Niedrige Inflation nicht verfestigen
Die EZB dürfe deshalb eine Verfestigung niedriger Inflationsraten nicht zulassen. Nach der enttäuschenden Auktion des Langfristkreditprogramms (TLTRO) vom September gebe es wenig Grund für die Annahme, dass die Akzeptanz im Dezember viel größer sein werde. „Der Druck auf die EZB für ein vollwertiges QE-Programm mit Ankäufen von Staatsanleihen steigt. Sie sollte am Beispiel Japans sehen, welchen Effekt aggressive und kräftige Maßnahmen haben können“, so McCann.
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