Politikverdrossenheit in Frankreich kann radikalen Parteien Zulauf bescheren. Das meint Martin Harvey von Threadneedle Investments: „Dies würde Europa vor weitere Probleme stellen.“ Seine Lösung lautet Sparen.
Die Fondsgesellschaft sieht anlässlich der Regierungsumbildung aktuell kaum Auswirkungen auf dem Markt für französische Staatsanleihen: „Investoren scheinen das Risiko als Preis für den Renditeaufschlag gegenüber deutschen Staatspapieren dankbar in Kauf zu nehmen“, meint Anleihen-Experte Harvey. Und: „Allerdings sollten sie das Risiko im Auge behalten, dass die französischen Wähler sich angesichts der aktuellen Probleme und der fehlenden Lösungen aus der politischen Mitte dem extremen linken oder rechten politischen Flügel zuwenden könnten.“
Stagnation führt zu Spannungen
Die jüngsten Entwicklungen in Frankreich führten die politischen Spannungen vor Augen, die mit einer stagnierenden Wirtschaft einhergehen, so Harvey: „Denn die Minister versuchen, die Balance zwischen Wirtschaftswachstum und Budgetplanung zu finden. Die Haushaltskonsolidierung ist in Frankreich nicht so schnell vorangeschritten wie in anderen Staaten, und staatliche Ausgaben tragen weiterhin zum Wirtschaftswachstum bei. Insofern ist das Gezänk darum nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver. Das tatsächliche Problem der französischen Wirtschaft ist ein chronisch fehlendes Wachstumspotenzial.“
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Mögliche Maßnahmen gegen dieses Problem müssten nach Meinung des Fondsmanagers langfristig sein, dürften es aber wie eine Haushaltskonsolidierung schwer haben, Rückhalt in der Bevölkerung zu finden. (mr)
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