Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen verhalten sich die Bundesbürger nach einer Untersuchung der Analysten der Postbank bei der Geldanlage eher risikoscheu. Im internationalen Vergleich zeige sich, dass die deutschen Anleger dadurch bei den Vermögenszuwächsen den Anschluss verlieren.
Seit Beginn des Jahrzehnts sind der Postbank zufolge 92,5 Prozent der neugebildeten Geldvermögen in Bankeinlagen und Versicherungen. Auf die Geldanlagen Aktien, Investmentfonds oder etwa festverzinsliche Wertpapiere entfielen dagegen in der Summe demnach lediglich 0,4 Prozent. Infolge der extremen Zurückhaltung gegenüber kapitalmarktbasierten Geldanlagen sei deren Bedeutung im Trend deutlich gesunken, so die Postbank.
2013 entfielen auf die kapitalmarktbasierten Geldanlagen laut Postbank nur noch 22,6 Prozent der gesamten Geldvermögensbestände. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise habe deren Anteil demnach bei rund 30 Prozent gelegen, während er zu Beginn des Jahrtausends noch bei 35 Prozent und damit auf Augenhöhe mit den Bankeinlagen befunden habe.
Geldvermögen der Deutschen im internationalen Vergleich gering
„Gemessen an den verfügbaren Einkommen ist das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im internationalen Vergleich nicht allzu üppig“, sagt Marco Bargel, Chef-Anlagestratege der Postbank. In den USA oder auch in Großbritannien sei die Ausstattung mit finanziellen Mitteln wesentlich höher. In Deutschland ist demnach die Ersparnisbildung in Relation zum Verfügbaren Einkommen mit zehn Prozent rund doppelt so hoch wie in den USA und in UK.
Zudem sei die Vermögenslage stabiler, insbesondere seien die deutschen Haushalte besser durch die Finanzkrise gekommen. „Zuletzt zeigte sich aber wieder die Kehrseite der Medaille. Sowohl hinsichtlich der Brutto- als auch der Nettogeldvermögen sind die Privathaushalte Deutschlands im internationalen Vergleich wieder zurückgefallen“, unterstreicht Bargel. Während das Pro-Kopf-Vermögen in Deutschland 2013 gegenüber dem Vorjahr nur um 2.500 Euro angestiegen sei, habe der Zuwachs in UK 4.500 Euro und in den USA sogar gut 10.000 Euro betragen.
Deutsche müssen bei Geldanlagen Risiken in Kauf nehmen
„Verantwortlich hierfür ist eindeutig die ausgeprägte Abneigung, bei der Geldanlage ein Risiko einzugehen. Dies führt zu einem niedrigen Niveau an Kapitalmarktanlagen. Da sich an den grundlegenden Relationen kurzfristig nur wenig ändern lässt, dürften die deutschen Privathaushalte vor dem Hintergrund des unseres Erachtens weiterhin konstruktiven Umfeldes für Aktienanlagen in Sachen Vermögensaufbau insbesondere im Vergleich zu Ländern, die wie die angelsächsischen Staaten eine ausgeprägte kapitalmarktorientierte Anlagekultur aufweisen, weiter zurückfallen“, sagt der Chef-Anlagestratege der Postbank.
In längerfristiger Perspektive erscheine es ihm zweifelhaft, ob Deutschland den Rückstand zu anderen führenden Wirtschaftsnationen verkürzen kann, wenn die Bereitschaft, bei der Geldanlage Risiken in Kauf zu nehmen, nicht spürbar steige, selbst wenn die Sparquote hierzulande überdurchschnittlich hoch bleiben sollte, so Bargel. (jb)
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