Fast sechs Jahre nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers zeichnet sich ein Ende der gleichgerichteten expansiven Geldpolitik seitens US-Notenbank, Bank of England und Europäischer Zentralbank (EZB) ab. Eine Leitzinsanhebung der Fed scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Gastbeitrag von Dr. Frank Augsten, Gothaer AM
Seit Ausbruch der Finanzkrise haben die US-Notenbank, die Bank of England und die EZB mit einem bunten Strauß konventioneller (zum Beispiel Leitzinssenkungen) und unkonventioneller Maßnahmen (wie der Kauf von Asset Backed Securities oder Staatsanleihen) nahezu im Gleichschritt die wirtschaftlichen Akteure diesseits und jenseits des Atlantiks mit Liquidität versorgt und damit eine Kernschmelze des Finanzsystems abgewendet.
Diese außergewöhnlich expansive Geldpolitik der Notenbanken in den letzten Jahren hat für deutliche höhere Bewertungen von Staatsanleihen gesorgt und deren Renditen auf historisch niedrige Niveaus gedrückt.
Renditehungrige Anleger risikofreudiger
Renditehungrige Anleger sind in der Folge auf risikoreichere Kapitalanlagen wie Anleihen aus Schwellenländern beziehungsweise jüngst auch wieder Anleihen von Staaten der europäischen Peripherie, Unternehmensanleihen ohne Investmentgraderating oder Aktien ausgewichen, wodurch deren Kurse ebenfalls kräftig zulegten.
US-Notenbank könnte bald an der Zinsschraube drehen
Fast sechs Jahre nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers zeichnet sich nun aber ein Ende dieser gleichgerichteten Geldpolitik ab. Während die EZB Anfang Juni die Leitzinssätze nochmals gesenkt hat und weitere langfristige Refinanzierungsgeschäfte im Umfang von zunächst 400 Milliarden Euro und einer Laufzeit von vier Jahren für den Herbst dieses Jahres ankündigte, reduziert die US-Notenbank schrittweise ihr Anleihekaufprogramm und zieht auch Leitzinserhöhungen für das kommende Jahr in Betracht, während die Bank of England mit dem Gedanken einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr spielt.
Seite zwei: Zeitpunkt für einen ersten Zinsschritt?