Hand aufs Herz: Wer hat die großen Marktturbulenzen der vergangenen Jahre schon vorausgesehen? Im Nachhinein findet man immer einige, die sagen, sie hätten irgendwann „rechtzeitig“ vor einer Krise gewarnt. Doch unterm Strich haben die meisten Prognostiker die jüngsten Krisen nicht gerade treffsicher vorhergesehen.
Gastbeitrag von Dirk Söhnholz, Veritas
Viele Anleger geben inzwischen offen zu, dass sie keine guten Prognostiker sind. Leider gibt es aber auch keine professionellen Prognostiker, die verlässlich gute Voraussagen treffen. Das hätte sich sicher schnell herumgesprochen.
Sollte man deshalb ganz auf Prognosen verzichten? Um das zu beantworten, muss man erst einmal definieren, was genau mit „Prognose“ gemeint ist. Üblicherweise versteht man darunter konkrete Aussagen für konkrete Zeitpunkte, die in der Zukunft liegen, wie beispielsweise „Am 31.12.2014 wird der Dax bei 10.000 stehen“.
Eine Glaskugel hat niemand
Eine Glaskugel hat jedoch niemand. Wenn es gute Investmentansätze gibt, die ohne Prognosen auskommen, sollte man ernsthaft überlegen, sich lieber auf diese zu verlassen. Denn letztlich sind Prognosen nichts anderes als Prophezeiungen.
Darüber hat der italienische Schriftsteller und Philosoph Umberto Eco folgendes gesagt: „Prophezeiungen sollte man nur vorsichtig aussprechen, denn die Zukunft kann sich schnell ändern. Es braucht nur in sechs Monaten ein Meteorit ins Mittelmeer zu fallen, und Ligurien würde zu einem Unterwasserparadies, während sich Basel in den schönsten Strand der Schweiz verwandelt.“
„Prognosefreie“ Produkte arbeiten mit Annahmen
Es gibt Produkte, die „prognosefrei“ gemanagt werden. Sogenannte prognosefreie Produkte arbeiten alle mit Annahmen: Ein ETF-Dachfonds, der weltweit auf Aktien setzt, kann auf der Annahme basieren, dass die übliche Gewichtung von Aktienindizes nicht sinnvoll ist und man die ETFs lieber nach der wirtschaftlichen Leistungskraft von Ländern oder Regionen gewichten sollte.
Seite zwei: „Denkweisen und Systeme ,evolutionstauglicher‘ gestalten“