Auch diese Spekulationsblase wird platzen

Seit Ende der 90er Jahre befindet sich die Welt in einer regelrechten Blasen- und Krisenspirale. Die Zentralbanken sorgen mit einer ultra-expansiven Geldpolitik für die Entstehung einer Spekulationsblase. Die geldpolitische Wende in den USA könnte sie nun zum Platzen bringen.

Gastbeitrag von Claus Vogt, Bankmanager und Publizist

Spekulationsblase
„Spekulationsblasen sind nicht die Folgen kapitalistischer Exzesse, sondern ganz im Gegenteil das Ergebnis zentraler staatlicher (Fehl)-Planung.“

In meinem im Jahr 2003 gemeinsam mit Roland Leuschel geschriebenen Buch „Das Greenspan Dossier“ haben wir uns ausführlich mit dem Thema „Spekulationsblasen“ befasst. Damals wollten wir Aufklärungsarbeit leisten und auf die verheerenden Folgen des unvermeidlichen Platzens von Spekulationsblasen hinweisen.

Vor allem wollten wir aber für jedermann nachvollziehbar klarstellen, dass die Zentralbankbürokraten die Hauptverantwortlichen für ihre Entstehung sind und damit auch für die Folgen ihres Platzens. Auf diesen wichtigen Punkt werde ich gleich zurückkommen.

Damals, also um die Jahrtausendwende, war der Begriff „Spekulationsblase“ noch kaum geläufig, das Konzept war weitgehend unbekannt. Und das, obwohl die zweite Hälfte der 90er Jahre von einer der spektakulärsten Aktienblasen aller Zeiten geprägt war – auch in Deutschland, wo sich am Neuen Markt oder mit der Telekom-Aktie wahrhaft bizarre Dinge abspielten.

Spekulationsblase – Ein Begriff macht Karriere

Inzwischen hat der Begriff „Spekulationsblase“ regelrecht Karriere gemacht, und das völlig zu Recht. Denn das Thema ist heute wichtiger denn je. Interessanterweise findet aber nur sehr selten eine Ursachenanalyse statt. Es wird stattdessen gerne so getan, als seien Spekulationsblasen so etwas wie Naturkatastrophen, die über die unschuldigen Anleger hereinbrechen, oder gar Auswüchse eines angeblich ungezügelten Kapitalismus. Diese Sichtweise ist schlicht und einfach falsch. Sie ist Propaganda, mit der von den wirklichen Ursachen abgelenkt werden soll.

Spekulationsblasen sind natürlich keine Naturkatstrophen, sondern von Menschen gemacht. Bei genauerer Analyse stellt man sehr schnell fest, dass der Staat in Form der Zentralbanken die entscheidende Rolle bei ihrer Entstehung spielt.

Denn die notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Entstehung einer Spekulationsblase ist eine expansive Geldpolitik. Und Geldpolitik wird von einer zentralen staatlichen Planungsbehörde namens Zentralbank gemacht. Folglich sind Spekulationsblasen nicht die Folgen kapitalistischer Exzesse, sondern ganz im Gegenteil das Ergebnis zentraler staatlicher (Fehl)-Planung.

Die Epoche der Spekulationsblasen feiert bald ihr 20jähriges Jubiläum

Etwa seit Ende der 90er Jahre befinden wir uns in der staatlich verordneten Epoche der Spekulationsblasen, die gleichzeitig als große Krisenspirale bezeichnet werden kann. Besonders gut kann man das anhand der fundamentalen Bewertung des US-Aktienmarktes erkennen, beispielsweise mit Hilfe des Shiller-KGV. Denn das wichtigste Merkmal von Spekulationsblasen ist die Überbewertung, also die Abkopplung der Preise von den ökonomischen Realitäten.

Historisch gesehen sind die Aktienmärkte anhand dieser Kennzahl extrem überbewertet. Dabei lässt der Indikator sogar noch außer Acht, dass sich die Gewinnmarge des Unternehmenssektors zurzeit rund 80 Prozent über seinem langfristigen Mittelwert befindet. Wenn man diese Tatsache berücksichtigt, steigt das Shiller-KGV auf 30 Punkte und es ergibt sich eine noch sehr viel größere Überbewertung.

Shiller-KGV, 1880 bis 2013: Das Shiller-KGV steigt sogar auf 30 Punkte, wenn man ihn um die auf ein Rekordhoch gestiegene Gewinnmarge bereinigt. Quelle: www.econ.yale.edu 

Je größer die Blase, desto schlimmer die Folgen ihres Platzens

Spekulationsblasen sind das Ergebnis von überreichlichem Geld- und Kreditmengenwachstum und somit nichts anderes als eine spezielle Form der Inflation. Wie alle Inflationen führen sie zu massiven Fehlentwicklungen, zur Entstehung einer nicht tragfähigen Wirtschaftsstruktur, zu Fehlinvestitionen und Ungleichgewichten.

Je länger die inflationäre Politik anhält und je ausgeprägter sie ist, desto größer werden diese Ungleichgewichte und Fehlentwicklungen. Es gilt also ein einfacher Zusammenhang: Je größer die Blase ist, desto schlimmer fallen die Folgen ihres Platzens aus.

Das ganze Ausmaß dieser Fehlsteuerungen und Fehlinvestitionen wird aber immer erst nach dem Platzen der Blase sichtbar. Vorher scheint die Welt in Ordnung zu sein. Aber dieser Schein trügt. Unter der Oberfläche dieser inflationären Scheinblüte braut sich das Unheil zusammen, das sich dann mit dem Platzen der Blase entfaltet, scheinbar plötzlich und angeblich unvorhersehbar.

Mechanismus der Krisenspirale

Seit Ende der 90er Jahre befindet sich die Welt in einer regelrechten Blasen- und Krisenspirale. Deren Mechanismus ist folgender: Die Zentralbanken sorgen mit einer ultra-expansiven Geldpolitik für die Entstehung einer Spekulationsblase.

Bilanzsumme der Fed in Mrd. US-Dollar, 1990 bis 2013: Eine expansive Geldpolitik ist die Grundvoraussetzung für die Entstehung von Spekulationsblasen. Quelle: St. Louis Fed 

Die Blase platzt und die negativen Folgen werden spürbar. Diese Folgen bekämpfen die Zentralbankbürokraten mit derselben Politik, die zu der gerade geplatzten Blase geführt hat, allerdings müssen sie die Dosis erhöhen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Das Ergebnis ist die Entstehung einer noch größeren Blase, deren unvermeidliches Platzen dann noch schlimmere Folgen hat, usw.

Seite zwei: Größte Immobilienblase aller Zeiten

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