Obwohl sich am Aktienmarkt nachweislich langfristig positive Renditen erzielen lassen, führen Aktien hierzulande ein Schattendasein. Stattdessen horten Anleger ihr Vermögen vornehmlich in sicheren Staatsanleihen und Festgeldern – und nehmen so, häufig unbewusst, die schleichende Entwertung in Kauf.
Gastbeitrag von Dr. Holger Schmitz, Schmitz & Partner AG
Der Blick in weite Teile der Medien lässt aktuell den Eindruck entstehen, dass die Euro- und die Staatsschuldenkrise kein Thema mehr sind. Doch sind diese längst nicht ausgestanden. Zwar ist einerseits die Neuverschuldung der Staaten leicht zurückgegangen, doch auf der anderen Seite wächst die Altverschuldung weiter an.
Zinssätze unter Inflationsrate
Es gibt daher eigentlich keinen Anlass, die Verschuldungsthematik sowohl medial als auch politisch totzuschweigen – und dennoch geschieht es. Es dürfte wohl auch nicht im Interesse der Politiker sein, dass die schleichende Enteignung der Anleger in Sparguthaben und Staatsanleihen allzu publik wird.
Eingriffe der Regierungen und Notenbanken manipulieren die Zinssätze unter die Inflationsrate. Gleichzeitig wird ein höheres Inflationsniveau angestrebt. So sinken die realen Zinsen unter null und sorgen für eine reale Entwertung der Staatsschulden. Die nominalen Schulden bleiben unverändert. Die Folgen trägt der Bürger. Er muss den realen Kaufkraftverlust seines Vermögens hinnehmen.
Kultur der Aktienvermeidung
Die politisch gewollten Niedrigzinsen und die hohe Inflation bedeuten geringe, teils sogar Minusrenditen bei Kapitalanlagen in Festgeldern, Staatsanleihen oder Sparbüchern. Diese gelten zwar als sicher. Sicher ist aber auch, dass das Vermögen auf diese Weise schleichend an Wert einbüßt. Der Sparer sitzt in der Zinsfalle und bleibt dennoch untätig.
Die Aktie als sinnvolle Anlageform in diesem Umfeld ist weiterhin unbeliebt – gerade bei den Deutschen. Zu groß ist die Angst vor herben Verlusten wie bei der ehemaligen „Volksaktie“, der T-Aktie. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) beziffert die Anzahl derer, die sich seit 2001 aus dem Aktienmarkt verabschiedet haben auf rund 3,9 Millionen Anleger – jeder dritte ehemalige Aktieninhaber oder Fondssparer. Allein 2013 ist die Zahl um rund 600.000 im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft.
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