Nachdem hierzulande aufgrund niedriger Zinsen und Geldmengen-Ausweitung lange Zeit das Inflationsgespenst umging, werden seit einigen Wochen nun Deflationsängste diskutiert. Wie sollten Berater und Anleger angesichts unsicherer Zeiten reagieren?
Gastbeitrag von Prof. Dr. Rolf Tilmes, PFI Private Finance Institute
Es ist allerdings zu beachten, dass gemäß der volkswirtschaftlichen Definition aktuell gar keine Deflation vorherrscht. Vielmehr ist die aktuelle Preisentwicklung das Ergebnis der erforderlichen und geforderten Anpassungsprozesse in den Euro-Krisenländern.
Diese Anpassungen ziehen zwangsläufig auch Preissenkungen nach sich, ohne dass hieraus auf europäischer Ebene mit strukturell teilweise völlig unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Entwicklungen Deflation eintritt.
Hinzu kommt die Energiepreisentwicklung als zentraler Preiseinfluss, die nicht durch Notenbanken beeinflussbar ist.
Markt-Timing mit wenig Erfolg
Für Berater und Anleger stellt sich vor dem Hintergrund dieser und anderer Entwicklungen die Frage, ob und wie hierauf zu reagieren ist. Inwiefern die Antizipation von Entwicklungen und der Versuch, hierauf durch aktives Management und Markt Timing reagieren zu wollen, trotz aller offensichtlichen Logik nicht immer aufgehen müssen, zeigen die jüngsten Entwicklungen.
Während vor dem Hintergrund von Inflationsängsten und Sorgen um den Euro vielfach in Immobilien als Sachwerte und Edelmetalle investiert wurde, entwickelten sich die Aktienmärkte hingegen deutlich besser. Und Gold entwickelte sich in 2013 sogar weiterhin negativ.
Vermögensklasseninflation auf Aktien- und Immobilienmärkten
Gleichzeitig hat sich die befürchtete Inflation nicht eingestellt und man fragt sich angesichts diskutierter Deflationsszenarien, ob diese überhaupt noch eine reale Gefahr darstellt. Bei der Betrachtung von Aktien– und Immobilienmärkten wäre vor dem Hintergrund von selektiver Blasenbildung vielmehr von einer Vermögensklasseninflation zu sprechen, da das „billige Geld“ statt über Lohn-Preis-Spiralen in der Realwirtschaft vielmehr in den Finanzmärkten seine Wirkung gezeigt hat.
Wie sollten aber nun Anleger und Berater angesichts unsicherer Zeiten und der Schwierigkeit diese in eine Anlagestrategie zu übersetzen, reagieren?
Zentrale Eckpunkte von Anlagestrategien
Wer beim Fußball Tore sehen will, muss das ganze Spiel schauen. Ansonsten läuft er Gefahr, die entscheidenden Momente zu verpassen. Ähnlich verhält es sich am Aktienmarkt. Wer am Aktienmarkt aufgrund von falschem Markt-Timing die besten Tage verpasst, erwirtschaftet deutlich schlechtere Renditen als mit einem Long-only Buy-and-hold-Portfolio. Will man also Risikoprämien in Form von Renditen vereinnahmen, muss man auch investiert sein und die damit verbundenen Risiken tragen.
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