Vermögensmanagement in unsicheren Zeiten

Hierfür müssen vorab die Risikotragfähigkeit und der Anlagehorizont klar definiert sein und mögliche Konsequenzen für den Kunden erlebbar gemacht werden, da Risikoeinstellungen häufig nicht präzise artikuliert werden können.

So wird kaum ein Privatanleger seine Risikobereitschaft in Standardabweichung oder Value at Risk angeben. Darüber hinaus sind Risikoeinstellungen auch nicht intertemporal stabil, was seinen Ausdruck in häufig stark prozyklischem Investmentverhalten findet.

Zusätzlich sind viele Anleger häufig mit einer gesamthaften Asset Allocation beziehungsweise Vermögensstrategie überfordert, da sie verschiedene Vermögenspositionen gedanklich verschiedenen Zwecken und damit fiktiven mentalen Konten zuordnen, um die Komplexität zu reduzieren. Hierbei ist insofern Vorsicht geboten, da häufig ökonomisch identisch zu bewertende Vorgänge in unterschiedlichen mentalen Konten unterschiedlich bewertet werden.

In der Behavioral Finance-Forschung wird hierbei von Mental Accounting gesprochen. Prinzipiell ist das Führen verschiedener (mentaler) Konten also solange kein Problem, wie die Wechselwirkungen und Auswirkungen auf das Gesamtvermögen regelmäßig kontrolliert werden.

Flexible Lösungen für mentale Kontenführung

Ansonsten ist das Führen unterschiedlicher Konten analog zu einem betrieblichen Rechnungswesen durchaus sinnvoll, um zweckadäquat verschiedene Ziele verfolgen und hierauf Risiko und Anlagestrategie einzeln abstimmen zu können.

Die Möglichkeiten, auch mit kleineren Anlagebeträgen und Sparplänen auf Fonds- beziehungsweise ETF-Basis individuelle Anlagestrategien kostengünstig umsetzen zu können, eröffnet hierbei zahlreiche Möglichkeiten. Dann ist es Aufgabe des Beraters, die Subsets an Einzelzielen in den mentalen Konten des Kunden zu erreichen und gleichzeitig eine sinnvolle Gesamtvermögensstrategie nachhaltig im Auge zu behalten.

Autor Prof. Dr. Rolf Tilmes ist Executive Director des PFI Private Finance Institute und Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Private Finance & Wealth Management an der EBS Business School in Oestrich-Winkel.

Foto: EBS Business School

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