Schuldenspirale dreht sich weiter

Betrachtet man die Entwicklung der Unternehmen, Haushalte und Staaten über einen längeren Zeitraum, so kann von einem Schuldenabbau noch keine Rede sein. Wir laufen vielmehr Gefahr, uns dank des künstlichen Tiefzinsumfelds an eine höhere Verschuldung zu gewöhnen.

Gefahren birgt der hohe Refinanzierungsbedarf zahlreicher Staaten. Denn bei einem hohen Bedarf beziehungsweise bei großen kurzfristigen Fälligkeiten sind diese verletzlich. Japan weist mit einem Finanzierungsbedarf von 59 Prozent des Bruttoinlandprodukts im Jahr 2014 einen substanziellen Finanzierungsbedarf aus. Zur gefährdeten Gruppe gehören auch Italien (28 Prozent), die USA (26 Prozent), Griechenland (23 Prozent), Spanien (22 Prozent) und Portugal (22 Prozent).

Zum Vergleich: Deutschland und Österreich weisen je acht Prozent aus, die Schweiz drei Prozent. Damit sind Japan und die USA darauf angewiesen, dass die Kapitalmärkte nicht das Vertrauen in ihre Währungen verlieren. Auch wäre ein Zinsanstieg in einer solchen Situation schwer zu verkraften.

Solide Fiskalsituation der Schwellenländer

Die Schwellenländer, die keine homogene Gruppe darstellen, weisen trotz Kapitalabflüssen und tieferen Wachstumsprognosen eine solide Fiskalsituation auf. Dies verschafft ihnen Flexibilität, um konjunkturelle Dellen zu absorbieren.

Die Bedeutung der Emerging Markets nimmt im Vergleich zu den Industrienationen weiter zu. Allerdings erfordern Emerging-Markets-Investitionen eine besonders differenzierte und breit abgestützte Analyse bezüglich politischer Stabilität, Reformen sowie Überhitzungstendenzen, und der Investor darf sich nicht von aktuell guten Kreditkennzahlen allein blenden lassen.

Allgemein ist eine vorsichtige Einschätzung ratsam. Denn trotz Implementierungsrisiken scheinen die Märkte von der Umsetzungsdisziplin der Regierungen beziehungsweise von der Großzügigkeit der Notenbanken überzeugt.

Anzeichen einer kreditgetriebenen Blasenbildung

Und es zeichnen sich bereits wieder erste Anzeichen von kreditgetriebener Blasenbildung in einzelnen Märkten ab. Das Bankensystem bleibt aus unserer Sicht die Achillesferse einer nachhaltigen Erholung. Denn die Rückkehr zu einem Wachstumskurs ist letztendlich nur mit einem gesunden Bankensystem möglich. Folglich muss dieses als erster Schritt stabilisiert werden.

Vor allem die europäischen Banken weisen nach unserer Analyse einen hohen Kapitalbedarf auf. Die Strukturbereinigung des Finanzsystems ist überfällig und wurde durch die expansive Geldpolitik bisher erfolgreich aufgeschoben.

Es wird sich weisen, ob der Asset-Quality-Review der EZB die notwendigen Schritte – erstens Identifikation der schwachen Institute und zweitens Rekapitalisierung, Zwangsfusion oder Abwicklung der nicht überlebensfähigen Häuser – zur Rehabilitation des Bankensystems einleiten wird.

Seite drei: Upgrades vs. Downgrades 9:2

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments