Blasenbildung im Niedrigzinsumfeld

Die Banken, vor allem in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal, verdienen ihr Geld lieber als Staatsfinanzierer. Hier stellt sich das Chance-/Risiko-Verhältnis deutlich günstiger dar, als bei der Kreditvergabe an die Realwirtschaft.

Zum einen sind die Konjunkturrisiken nach wie vor sehr hoch, vor allem in Südeuropa, zum anderen verspricht die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen zur Not unlimitiert auf das eigene Buch zu nehmen. Die Banken gehen also kein Risiko ein, wenn Sie sich bei der EZB zum Repo-Satz von 0,25 Prozent Geld leihen und Staatsanleihen mit einem Zins von 1,75 Prozent kaufen.

Den so erzielten sicheren Gewinn setzen die Banken wiederum am Aktienmarkt, gern auch über Derivate, ein. So findet die Liquidität über die Refinanzierungsgeschäfte der Zentralbank mit den Geschäftsbanken ihren Weg hauptsächlich in Aktien und Anleihen und drückt so die Dividendenrenditen und Kapitalmarktzinsen immer mehr nach unten.

Der Sparer hat das Nachsehen

Der normale Sparer, der sich nicht derart günstig bei der EZB refinanzieren kann, sondern mit bereits versteuertem Einkommen seine Altersvorsorge bestreiten muss, hat das Nachsehen. In den USA hat man bereits im Jahr 2008 im Zuge des Troubled Asset Relief Program (TARP) die Bankenbilanzen auf Staatskosten massiv von Kreditrisiken befreit und so Luft für eine neue Kreditsause in den Bilanzen geschaffen.

Quelle: Thomson Reuters Datastream / Grafik: VSP AG

Das erklärt das höhere Gesamtwachstum der USA gegenüber der Eurozone und vor allem die deutlich dynamischeren Konsumausgaben in Amerika.

Genau an dieser Schwachstelle des Kreditmarktes in Europa möchte die EZB nun ansetzen und wie in den USA die Bankbilanzen entschlacken. Dazu sollen Bankkredite als sogenannte Asset Backed Securities (ABS) verbrieft und von der Zentralbank aufgekauft werden.

Strafzinsen sollen Banken zur Kreditvergabe verleiten

In Simulationen der Europäischen Zentralbank (EZB) wird dabei mit Summen von ca. 1 Billion Euro pro Jahr kalkuliert. Darüber hinaus hat Mario Draghi, Chef der Zentralbank Europas, bereits für Juni weitere Maßnahmen, auch auf der Zinsebene, angekündigt.

So sollen Banken dadurch zur Kreditvergabe veranlasst werden, dass geparktes Geld bei der EZB in Billionenhöhe mit Strafzinsen, also negativen Einlagensätzen, belegt wird. Ob das klappt, bleibt abzuwarten.

In den westlichen Realwirtschaften ist hingegen von einem natürlichen, selbsttragenden Aufschwung, der die Schuldenprobleme heilen könnte, nichts zu sehen, sieht man von der kreditfinanzierten Shoppingsause in den USA einmal ab.

Seite drei: Kapitalinvestitionen auf niedrigem Stand

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