Für Christian Bender, Fondsmanager bei Hansainvest, ist der jüngste Rückschlag an den Rentenmärkten eine gesunde Korrektur.
„Im April waren die Renditen für langlaufende deutsche Bundesanleihen fast auf den Nullpunkt gesunken“, erläutert der Experte der Hamburger Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest Hanseatische Investment-GmbH. „Damit fehlten einfach die Kaufanreize, was den Markt anfällig für Korrekturen machte.“
Mittlerweile habe sich das Chance-Risiko-Verhältnis wieder verbessert. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet Bender eine volatile Seitwärtsbewegung, die taktische Anlagechancen eröffnet. Im Währungsbereich sollte sich die Notiz des US-Dollars stabilisieren.
Sorglosigkeit des Marktes ist passé
„Die starken Ausschläge der vergangenen Wochen haben den Investoren verdeutlicht, dass Anleihekurse nicht nur steigen können. Die vorherrschende Sorglosigkeit der Marktteilnehmer gehört damit vorerst der Vergangenheit an“, kommentiert Christian Bender. Der jüngste Zinsanstieg habe aber auch gute Seiten: „Es ist wieder Leben in den Markt gekommen, segmenttypische Risiken sind wieder stärker eingepreist. Da auch Unternehmens- und Peripherieanleihen aktuell höhere endfällige Renditen abwerfen, werden sich bei der erwarteten Seitwärtsbewegung immer wieder interessante Einstiegschancen ergeben“, ergänzt der Portfoliomanager.
Bender schließt Engagements im US-Dollar in diese Einschätzung ein, auch wenn die amerikanische Leitwährung in den zurückliegenden Wochen vorübergehend nachgab. „Im ausklingenden Winter verabschiedeten sich einige Anleger vom Dollar, weil US-Konjunkturdaten enttäuschten. Zudem deutete Notenbankchefin Janet Yellen an, dass die mehrheitlich für diesen Sommer erwartete Anhebung der Leitzinsen noch etwas länger auf sich warten lassen könnte, was den Dollar zusätzlich unter Druck brachte.“
US-Dollar birgt wieder Fantasie
Vorangegangen war allerdings ein noch viel stärkerer Kursanstieg des Greenback in den Monaten zuvor, sodass die entsprechenden Positionen von Anlegern aus dem Euroraum weiterhin komfortabel im Plus notieren. Im Portfolio seines Fonds hatte Bender einen Teil seiner Dollar-Positionen rechtzeitig abgesichert. „Auf dem aktuellen Niveau spricht vieles für eine Stabilisierung der US-Währung“. Bender kann sich vorstellen, dass die US-Währung zum Jahresende den Umrechnungskurs von 1,10 Euro erfolgreich verteidigt.
Für US-Rententitel gibt es mehr als im Euroraum
„Das Renditeniveau von US-Rententiteln liegt weiterhin signifikant höher als das im Euroraum, was den Dollar stützt“, so der Fondsmanager. Ein weiterer Grund: Bei den zuletzt dürftigen Konjunkturdaten aus Nordamerika handelt es sich zunächst einmal um eine Momentaufnahme. Der harte Winter hatte die Wirtschaftsaktivität beeinträchtigt. Gleichzeitig kämpfte die zuvor boomende Fracking-Industrie mit dem – offenbar vorerst beendeten – Ölpreisverfall.
„Ziehen Wachstum und Inflation neuerlich an, müsste die Fed handeln“, schlussfolgert Bender. Eine erste Leitzinsanhebung würde in diesem Fall vermutlich noch 2015 erfolgen. Das Jahr 2016 wird dagegen im Zeichen des Wahlkampfs für die US-Präsidentschaftswahlen stehen, die dann im November 2016 stattfinden.
Differenzierter Blick auf die Schwellenländer
US-Dollar-Anlagen waren im Hansa International zuletzt mit etwa 35 Prozent gewichtet. Neben den Euro-Anlagen bilden sie weiterhin den Kernbestandteil des Portfolios. Hinzu kommen in geringerem Umfang Rentenpapiere aus Hartwährungsländern wie Großbritannien, Norwegen und Neuseeland, die in den zurückliegenden Monaten gute Zinserträge und auch Währungsgewinne einbrachten. Keinen einheitlichen Trend sieht Bender bei Rentenpapieren aus Schwellenländern. Einige Volkswirtschaften kämpften mit hausgemachten Problemen. So litten die Märkte in Brasilien und zeitweise auch in der Türkei unter innenpolitischen Störfeuern.
„Die überaus hohen Zinskupons in diesen Staaten federten die währungsseitigen Schwankungen jedoch teilweise ab oder kompensierten diese sogar vollständig. Beruhigen sich die Spannungen, erscheinen auch stärkere Kurs- und Währungszuwächse realistisch“, erklärt Bender.
Vorsicht bei Südafrika-Anleihen
Größere Zurückhaltung sei jedoch bei südafrikanischen Anleihen angebracht. „Hier droht eine Herabstufung in den Non-Investmentgrade-Bereich, was naturgemäß Verkäufe institutioneller Investoren auslösen würde.“ Großen Teilen des Emerging Market-Segments komme andererseits zugute, dass es sich stärker am US-Dollar als am Euro orientiert und dass sich der Ölpreis spürbar stabilisiert. Schwellenländer-Bonds waren im Hansa International zuletzt mit knapp elf Prozent enthalten, erfüllten also die Funktion einer Portfolio-Beimischung.
Positiver Renditebeitrag durch die meisten Schwellenländer
„Insgesamt leisteten die Rentenpapiere der aufstrebenden Nationen im bisherigen Jahresverlauf einen positiven Beitrag zur Wertentwicklung im Portfolio“, hebt der Fondsmanager hervor. Die aktuellen Bewegungen an den Kapitalmärkten sind für ihn auch ein Beleg dafür, dass Rententitel in fremden Währungen gemischte Anleiheportfolios wirkungsvoll diversifizieren und attraktive Erträge generieren können. In den vergangenen zwölf Monaten erzielte der Fonds eine Wertentwicklung von 11,9 Prozent. (fm)
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