Zudem sagt eine Kostenstruktur nichts über die Leistungsfähigkeit des Fondsmanagements aus: Aktienfonds A hat keinen Ausgabeaufschlag und laufende Kosten von 1,5 Prozent, erwirtschaftet aber nur sechs Prozent Rendite nach Kosten. Damit ist er ohne Zweifel schlechter, als der „teure“ Fonds B, der fünf Prozent Ausgabeaufschlag bei 1,9 Prozent laufenden Kosten nimmt, aber nach Kosten kontinuierlich neun Prozent Rendite abwirft.
Der weitaus gravierendste Nachteil aber ist, dass der Anleger mit der Frage, welche Fonds für seine Persönlichkeit und seine Risikotoleranz, seine Lebenssituation und sein Anlageziel am geeignetsten sind, überfordert ist.
In der Regel hat er weder die Ausbildung, die richtige Selbsteinschätzung noch ausreichend Zeit, um eine ausgewogene Vermögensallokation zu entwickeln und zu betreuen.
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Anbieter „kostengünstiger“ Fonds delegieren an den Anleger
Anbieter „kostengünstiger“ Fonds delegieren also die Aufgabe eines qualifizierten Beraters zurück an den Anleger. Warum nur nehmen Menschen Fachärzte, Architekten und Steuerberater in Anspruch, weigern sich aber, für Finanzberatung zu bezahlen? Vielleicht weil man ihnen ständig einredet, die Kosten wären die Ursache für eine gute oder schlechte Geldanlage?
Fazit: Wenn zwei gleichgeartete Anlagen zur Auswahl stehen, ist es natürlich immer sinnvoll, die kostengünstigere zu wählen. Noch besser ist es allerdings, einen unabhängigen und qualifizierten Berater zu nutzen, der das Anlegerziel im Fokus hat und dem Beratenden dabei hilft, die psychologischen Fallen, die die Geldanlage bereithält, zu umgehen. Denn diese sind die wahren Gründe für schlechte Ergebnisse, nicht die Kosten.
Autor Michael Arpe ist einer von zwei Gründungsmitgliedern des Hanseatischen Anleger-Clubs (HAC), der rund 3.000 Privatanleger in ganz Deutschland betreut und den er seit 1996 leitet.
Foto: HAC