Axa IM: Liquiditätsrisiko von Corporate Bonds unterschätzt

Die Banken ziehen sich aus dem Handel mit Anleihen privater Schuldner immer mehr zurück. Solange neue, innovative Handelsplattformen diese Lücke noch nicht gefüllt haben, wird das Liquiditätsrisiko laut Axa Investment Managers (Axa IM) in diesem speziellen Segment nicht ausreichend bezahlt.

Rückzug der Banken aus dem Handel mit Unternehmensanleihen sorgt für Liquiditätsrisiken.

In den vergangenen Jahren sind immer mehr private Schuldner mit immer höheren Emissionsvolumina an den Kapitalmarkt gekommen. Doch parallel dazu haben sich viele Banken aus dem Handel mit Unternehmensanleihen zurückgezogen. Grund dafür ist die vergleichsweise hohe Unterbewertung von Liquiditätsrisiken im 2. Quartal 2014. Die wurde zwar inzwischen teilweise korrigiert, liegt aber noch immer unter dem historischen Durchschnitt.

Banken unter Regulierungsdruck

Darauf weist Gregory Venizelos, Anlageexperte von Axa IM hin. „Die Banken stehen unter unvermindertem Regulierungsdruck. Sie müssen ihre Bilanzen in Ordnung bringen und Risiken abbauen“, erklärt Venizelos in einem aktuellen Researchpapier. „Das wirkt sich auf ihren Wertpapierhandel und die Möglichkeiten für ein Market-Making aus.“

Zinsorientierte Anleger im Allgemeinen und Investoren, die sich auf Unternehmensanleihen im Besonderen fokussiert haben, sollten diese Entwicklung im Auge behalten. Denn die Kreditmärkte bekämen dadurch mehr und mehr die Merkmale eines typischen OTC-Handels zu spüren.

Unkontrollierte Preissprünge

„Vor allem in Phasen, in denen die Anleger in sichere Häfen flüchten und Risiken in ihrem Portfolio abbauen, kann es zu unkontrollierten Preissprüngen kommen, die unabhängig sind von der Qualität einzelner Papiere“, fürchtet der Experte. „Denn der professionelle Handel ist in dieser Situation kaum mehr in der Lage, größere Bestände, die an den Markt kommen, aufzunehmen.“

US-Bestand stark geschrumpft

Den Kräftewandel am Markt belegen Zahlen unter anderem von Bloomberg und der US-Notenbank in New York, die Axa IM ausgewertet hat. Danach halten Händler in den USA nur noch ein Fünftel der Anleihebestände von 2007. Gleichzeitig habe sich das Emissionsvolumen seitdem mehr als verdoppelt.

Schnellerer Umschlag durch professionellen Handel

„Die Schere zwischen den stark gewachsenen Kreditmärkten auf der einen Seite und dem Rückzug des professionellen Handels auf der anderen Seite ist jedoch teilweise durch eine Reihe von Faktoren kompensiert worden“, sagt Venizelos. Dazu gehörten stärkere Aktivitäten am Primärmarkt und ein schnellerer Umschlag von Beständen durch den professionellen Handel. Der bekomme dabei Unterstützung vom Voranschreiten elektronischer Handelsplattformen, die den Handel beschleunigen und dafür sorgen sollen, dass laufend marktgerechte An- und Verkaufkurse festgestellt werden.

„Teilweise ist allerdings die entscheidende Einschränkung in diesem Zusammenhang“, so der Axa-Experte, „denn keiner dieser Faktoren kann für sich genommen die Liquidität eines gut organisierten, professionellen Handels ersetzen – vor allem dann nicht, wenn institutionelle Investoren einen „Exit“ bei Unternehmensanleihen suchen und größere Bestände auf den Markt werfen.“

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