Aktuell sieht das Finanzministerium keine großen Gefahren für die Finanzmarktstabilität in Deutschland, da „nur“ 151 Milliarden Euro, also knapp 2 Prozent der Gesamtkreditsumme, an Öl- und Gasproduzenten, Kokereien, Mineralölverarbeiter und Energieversorger ausgereicht worden sind.
Dennoch will der Finanzminister die möglichen Risiken durch ein Gutachten klären lassen. So wie auch die britische Notenbank, die Ende letzten Jahres bereits entsprechende Untersuchungen forciert hat, weil die britischen Finanzinstitute vergleichsweise stark in Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft investiert sind.
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Großanleger überdenken Investitionen
Das Thema ist nicht nur von akademischem Interesse. Norwegen hat beschlossen, dass sich dessen Staatsfonds – der immerhin aus Öl- und Gasverkäufen gespeist wird – künftig aus kohlelastigen Investments zurückziehen muss.
Schwedens Regierung will das ostdeutsche Braunkohlegeschäft des Staatskonzerns Vattenfall loswerden und Wirtschaftsminister Gabriel plant, alte Braunkohlekraftwerke mit einer Klimaabgabe zu belasten, was deren Profitabilität einschränkt oder existenziell gefährden kann.
Immer mehr Großanleger überdenken ihre Investitionen in fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl. Teils aus klimastrategischen Gründen oder schlicht, weil ihnen diese inzwischen zu heiß werden.
Vor dem G7-Finanzministertreffen haben 120 Manager großer Investmentfonds die Minister aufgefordert, deutliche Signale für Investitionen in eine CO2-freie Wirtschaft zu setzen, da sie den Klimawandel als das größte systemische Risiko ansehen, dem wir gegenüberstehen.
Neben dem norwegischen Staatsfonds hat jüngst die französische AXA angekündigt, sich aus Kohleaktien zurückzuziehen und Großbanken wie die französische Credit Agricole oder die Bank of America kündigen an, ihre Kreditvergabe an Kohleförderer einzuschränken. Selbst die Erben des legendären amerikanischen Öl-Magnaten John D. Rockefeller wollen kein Geld mehr in fossile Brennstoffe investieren.
Seite drei: „Divestment-Bewegungen“ wachsen