Die Aussichten der Fondsbranche in Deutschland scheinen rosig zu sein. Wird das Fondsgeschäft zum Selbstläufer? Nein, bei Weitem nicht. Es lassen sich bei den Herausforderungen drei Themenkomplexe unterscheiden: der Kapitalmarkt, die Regulierung, insbesondere vertriebsseitig, und das Verhalten der Anleger.
Hans Joachim Reinke, Union Investment Gruppe
An den Kapitalmärkten hat das Rückschlagpotenzial nach einem rund sechsjährigen Bullenmarkt deutlich zugenommen.
Nervosität der Anleger gestiegen
Die Nervosität der Anleger und damit einhergehend die Volatilität sind spürbar gestiegen.
Gründe gibt es genug: Die quälenden Verhandlungen der EU mit Griechenland, die fast zum Grexit geführt haben. Die Zweifel, ob es nicht eines Tages zum Ausscheiden von Großbritannien aus der EU kommen könnte.
Die geopolitischen Instabilitäten vor allem in Osteuropa und praktisch dem gesamten Nahen und Mittleren Osten tun ihr Übriges, die Märkte in Atem zu halten. Und was passiert mit der chinesischen Konjunktur, wenn diese erlahmt?
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Aber auch auf den Immobilienmärkten läuft es nicht mehr nur rund. Der Konkurrenzdruck um begehrte Immobilien ist groß und hat das Preisniveau in einigen Sektoren und Regionen in Höhen getrieben, die es Investoren schwer machen, gute Objekte zu angemessenen Preisen zu erwerben.
Ungemach von der Regulierungsseite
Auch von der Regulierungsseite droht nach wie vor Ungemach. Die Finanztransaktionssteuer ist noch immer nicht vom Tisch, da muss die Branche bereits Obacht geben und sich dafür einsetzen, dass mit der Investmentsteuerreform keine weitere verkappte Steuererhöhung für Anleger eingeführt wird.
Zumal mit der diskutierten Abschaffung der Abgeltungssteuer ja nicht der Zustand vor 2009 wieder in Kraft treten soll, sondern Anleger mit ihrem persönlichen und damit in der Regel deutlich höheren Steuersatz zur Kasse gebeten werden sollen.
Anders als in anderen Ländern, in denen durch steuerliche Anreize die so dringend benötigte zusätzliche kapitalgedeckte Altersvorsorge gefördert wird, läuft die deutsche Politik offensichtlich eher ideologisch als sachlogisch motiviert in die völlig falsche Richtung und diskriminiert insbesondere die Beteiligung am Produktivvermögen, sprich Unternehmen, in Form der Aktie auf vielfältige Weise.
Seite zwei: Wertpapiersparen fördern