Die zweite Front haben viele Länder selbst eröffnet. Strukturreformen sind nicht oder nur halbherzig angegangen, die Staatsverschuldung wurde aufgebaut und Leistungsbilanzdefizite erhöht. Korruption und Misswirtschaft sind allgegenwärtig. Diese strukturellen Probleme erhöhen den Druck auf die Währungen.
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Der brasilianische Real fiel zuletzt auf den tiefsten Stand seit 2009, die türkische Lira und der bulgarische Lew verloren in diesem Jahr ebenfalls deutlich. Für diese Länder, die ohnehin schon auf dem Zahnfleisch laufen, wird eine US Zinserhöhung zur ultimativen Belastungsprobe werden.
Das dritte Problem sind politische Spannungen, die in den unterschiedlichsten Regionen schwelen oder gar offen ausgebrochen sind. Selten gab es so viele „Brandherde“ gleichzeitig, wie in der heutigen Zeit. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Anleger reagieren darauf mit Vorsicht. In den vergangenen 13 Monaten sind deutlich mehr Gelder aus den größten Schwellenländern abgezogen worden, als während der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009.
Gefallene Kurse bieten günstige Einstiegschancen
Trotz dieser Entwicklungen sollten Anleger den Blick von den Schwellenländern aber nicht abwenden. Denn es gibt durchaus auch Chancen. Viele der Herausforderungen in den Schwellenländern sind seit langem bekannt. Entsprechend deutlich haben sich die jeweiligen Märkte entwickelt. Seit 2011 hinkt der MSCI Emerging Markets Aktienindex der Kursentwicklung in den Industrieländern hinterher und notiert heute auf dem Niveau von 2009. Eine große Portion an negativer Entwicklung ist demnach schon in den aktuellen Preisen enthalten.
Positive Aspekte, wie eine wachstumsfördernde demografische Situation oder höheres Wirtschaftswachstum, werden hingegen derzeit kaum berücksichtigt. Für die Aktien der Schwellenländer bedeutet dies, dass sie aufgrund ihrer günstigen Bewertungen trotz einer Zinsanhebung der FED Anlagegelder anlocken dürften. Auch weil die FED nicht allzu sehr an der Zinsschraube drehen wird und die EZB und die Bank of Japan weiterhin eine expansive Geldpolitik betreiben. Vor diesem Hintergrund erachten wir das aktuelle Niveau für einen ersten, antizyklischen Einstieg durchaus für attraktiv.
Foto: Laransa PWM