Die deutsche Bankenbranche kritisiert die Pläne der Finanzaufsicht Bafin, den Verkauf von Bonitätsanleihen an Privatanleger prinzipiell zu verbieten.
Die Deutsche Kreditwirtschaft komme zu der Auffassung, „dass die Voraussetzungen für eine pauschale Produktintervention bezüglich aller Bonitätsanleihen gegenüber allen Privatkunden nicht vorliegen“, teilte der Dachverband der Banken am Freitag in einer Stellungnahme mit. Es gebe verschiedene Arten von Bonitätsanleihen und Privatkunden mit unterschiedlichem Fachwissen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hatte Ende Juli erklärt, den Verkauf von Bonitätsanleihen an Privatanleger verbieten zu wollen. Mit den Papieren können Anleger auf die Kreditwürdigkeit von Unternehmen wetten. Insgesamt haben Geldhäuser hierzulande laut Zahlen des Deutschen Derivate Verbands (DDV) Papiere im Volumen von 6,3 Milliarden Euro an Privatanleger herausgegeben.
Bafin: Sparer können die Risiken von Bonitätsanleihen kaum bewerten
Die Bafin hatte Banken eine Frist für Stellungnahmen bis zum 2. September eingeräumt. Sie will nach Auswertung der Reaktionen entscheiden, „ob und wie das geplante Produktverbot erlassen wird“, wie ein Sprecher sagte. Ein genereller Verkaufsstopp wäre richtungsweisend: Damit würde die Finanzaufsicht erstmals alle Möglichkeiten ausschöpfen, die sie mit dem 2015 erlassenen Kleinanlegerschutzgesetz hat.
Die Bafin glaubt, dass Sparer die Risiken von Bonitätsanleihen kaum bewerten können. Zudem hält sie die Bezeichnung Anleihe für irreführend und moniert Interessenskonflikte zwischen Banken, die die Papiere auflegen und Firmen, auf die sie sich beziehen.
Banken stellen Neugeschäft mit Bonitätsanleihen ein
Die Deutsche Kreditwirtschaft plädiert dafür, verschiedene Vertriebswege bei den Papieren zu berücksichtigen. Als Reaktion auf die Pläne der Bafin haben führende Banken indes schon ihr Neugeschäft mit Bonitätsanleihen eingestellt. So legen die Marktführer Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und Dekabank keine neuen Papiere mehr auf, wie sie der Deutschen Presse-Agentur mitteilten. Auch die Hypovereinsbank und die DZ Bank haben das Neugeschäft gestoppt. Die vier Banken haben zusammen einen Marktanteil von 94 Prozent.
Kritik an der Bafin übte auch der DDV. Aus ökonomischer Sicht sei ein Vertriebsverbot von Bonitätsanleihen an Privatanleger „völlig unbegründet und ungerechtfertigt“, teilte der Derivateverband mit. Verbraucherschützer begrüßten hingegen die Pläne der Finanzaufsicht. „Auch Verbraucher, die sich gut auskennen und mit spitzem Stift rechnen, können Bonitätsanleihen nicht bewerten“, erklärte der Verbraucherzentrale Bundesverband. (dpa-AFX)
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