In den vergangenen Wochen zogen viele Bankaktien überraschender Weise stark an. Dieser Trend könnte weitergehen. Gastkommentar von Guy de Blonay, Jupiter Asset Management
Globale Bankaktien haben insgesamt positiv auf den Sieg von Donald Trump reagiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Fortsetzung dieses Trends hängt größtenteils davon ab, ob der neugewählte Präsident und sein Team jene Maßnahmen umsetzen, die die Geschäftswelt als sinnvoll und hilfreich einstuft und gleichzeitig von ihren eher umstrittenen Plänen wie der Verhängung von Handelszöllen gegen China abrücken werden. Wenn sie tatsächlich umgesetzt werden, sollten Maßnahmen wie Unternehmenssteuersenkung, geringere Steuern für sehr vermögende Privatpersonen, höhere Ausgaben für Infrastrukturprojekte sowie weniger Regulierung durch Überarbeitung bzw. Aufhebung des Dodd-Frank-Gesetzes den Aktienmärkten und insbesondere Banken zugutekommen.
Regulierung wird gelockert
Die UBS ist ein gutes Beispiel für die positiven Auswirkungen solcher Maßnahmen. Die Bank erwirtschaftet mehr als 40 Prozent ihrer Erträge in den USA und sehr vermögende Privatpersonen mit einem Anlagevermögen von mindestens 30 Millionen US-Dollar stellen einen kleinen, aber entscheidenden Teil ihrer amerikanischen Kundenbasis dar. Jegliche Steuersenkungen könnten dazu führen, dass die UBS-Kunden stärker auf die Beratungsleistungen der Bank zurückzugreifen. Eine Senkung der Unternehmenssteuer würde die Gewinne der Bank steigern und Regulierungslockerungen könnten nicht nur Kosten reduzieren, sondern auch zu höheren Barausschüttungen an die Aktionäre führen, entweder in Form höherer Dividendenzahlungen oder großzügigerer Aktienrückkaufprogramme. Mit weniger Regeln könnten Banken zudem in der Lage sein, mehr Risiken einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen, wenn auch innerhalb strenger Vorgaben.
Auf allgemeinerer Ebene dürften Steuersenkungen und größere Infrastrukturausgaben zu höherer Inflation in den USA führen. Anleger scheinen sich offensichtlich auf diese Eventualität eingestellt zu haben, betrachten wir den kürzlich stattgefundenen Abverkauf von Staatsanleihen und die gestiegenen Aktienkurse von Unternehmen.
Bank und Finanztechnologieunternehmen von höchster Beliebtheit
Mit Blick auf das Jahr 2017 bleiben Aktien des Finanzsektors unserer Ansicht nach relativ günstig im Vergleich zu ihrem historischen Durchschnitt. Ja, insbesondere Bankaktien sind in Erwartung einer höheren Inflation gestiegen, aber es liegt noch ein längerer Weg vor ihnen, bis ihr Kurs ihren wahren Wert widerspiegelt. Wie bereits erwähnt, ist die UBS eine Bank, die sich in einem Umfeld höherer Inflation und höherer Zinsen gut entwickeln könnte, doch wir wollen uns auch in Unternehmen positionieren, die nicht nur eine vernünftige Dividendenpolitik, sondern auch ein gutes Wachstumsprofil zu bieten haben. Das kommende Jahr könnte möglicherweise auch für Banken wie Barclays, Goldman Sachs oder JP Morgan ein gutes Jahr werden.
Im Übrigen dürfte das Klima für Finanztechnologieunternehmen 2017 rauer werden, nachdem sie sich jahrelang höchster Beliebtheit an den Aktienmärkten erfreut hatten. Einige Gewinnmitnahmen sind hier zu erwarten, doch wir sind weiterhin der Auffassung, dass diese Unternehmen eine attraktive, langfristige Anlagemöglichkeit darstellen.
Baissemarkt ist endgültig vorbei
Es ist gar zu leicht, sich eine rosige Zukunft für den Finanzsektor auszumalen, während man dabei leicht vergisst, dass sich einige von Trumps Plänen als wahre Herausforderung erweisen könnten. Befürchtungen hinsichtlich der geopolitischen Strategie des neugewählten Präsidenten, seine Androhung von Strafzöllen auf chinesische Waren, die angedachte Überarbeitung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA und die millionenfache Ausweisung von illegalen Einwanderern könnten allesamt für höhere Volatilität an den Märkten sorgen und in manchen Fällen dem globalen Wirtschaftswachstum schaden. Glaubt man allerdings daran, dass viele von Trumps Plänen lediglich Imponiergehabe sind und er instinktiv zum Wohle der Wirtschaft handeln wird, dann kann man die gegenwärtige freudige Aufregung rund um Finanztitel durchaus rechtfertigen und argumentieren, dass der Baissemarkt für diesen Sektor endgültig hinter uns liegt.
Guy de Blonay ist Fondsmanager des Jupiter Global Financials SICAV, bei Jupiter Asset Management.
Foto: Jupiter Asset Management