„Der Aufwärtstrend an den Börsen ist intakt“

Wird die europäische Zentralbank mittelfristig aufgrund des Brexits ihre Geldpolitik noch weiter lockern und wann sehen Sie langfristig wieder steigende Zinsen für die Eurozone?

Da die EZB im März 2016 ein umfangreiches Bündel an Lockerungsmaßnahmen beschlossen hat, wird sie jetzt eine abwartende Haltung einnehmen. Solange es nicht zu gravierenden Finanzmarktturbulenzen kommt, wird die EZB eine ruhige Hand bewahren.

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Eine Ausweitung des Anleihekaufprogramms würde zunächst Anpassungen bei den existierenden Schwellenwerten oder Kaufschlüsseln voraussetzen, da sonst keine zusätzlichen Anleihekäufe möglich wären. Im Extremfall könnten auch Aktienkäufe erwogen werden. Im Endergebnis dürfte sich der Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik verzögern.

Spätestens gegen Ende dieses Jahres wird die EZB sagen müssen, ob und wenn ja in welcher Weise sie ab Ende März 2017 mit einem Tapering beginnt oder das Anleihekaufprogramm länger laufen lässt. Von der Nullzinspolitik wird man in jedem Fall erst danach in einem zweiten Schritt abgehen.

Wie schätzen Sie nach den jüngsten Ereignissen die Entwicklung bei den Wechselkursen Euro/US-Dollar und Euro/Britisches Pfund ein?

Die Abwertung des Pfundes gegenüber dem Euro ist nicht überraschend und wird wohl solange Bestand haben, bis erfolgversprechende Handlungsergebnisse zwischen Großbritannien und der EU sichtbar werden.

Sollte es der britischen Regierung nicht gelingen, eine erfolgversprechende Strategie für die Verhandlungen mit der EU zu präsentieren, ist es gut möglich, dass es noch weiter abwärts geht. Die Kursschwankungen des Euro gegenüber dem Dollar sollten sich eher in Grenzen halten. Wir erwarten keine nachhaltige Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar. Die amerikanische Notenbank dürfte einem zu starken Dollar entgegenwirken, indem sie Zinserhöhungen noch weiter in die Zukunft verschiebt.

Wie sind Ihre Erwartungen für den deutschen und den europäischen Aktienmarkt?

Die Schockwellen an den globalen Finanzmärkten sind bereits wieder etwas abgeklungen. Aber angesichts der großen wirtschaftlichen und politischen Ungewissheit ist auch in den kommenden Wochen mit anhaltenden Marktschwankungen zu rechnen.

Im Trend dürfte aber eine Erholung an den Aktienmärkten bleiben, wenn die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung im Euroraum, wie wir erwarten, erhalten bleibt. Der Dax könnte trotz des Brexit-Votums Ende dieses Jahres wieder sein Niveau vom Jahreswechsel 2015/16 von rund 10.500 erreichen. Insgesamt halte ich den Aufwärtstrend an den Börsen noch für intakt.

Interview: Tim Rademacher

Foto: Dirk Beichert

Lesen Sie das vollständige Interview im aktuellen Cash.-Magazin 09/2016.

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