China sollte nicht abgeschrieben werden, meint Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. Er erläutert, wie es im Verlauf des Jahres 2016 im Reich der Mitte und an den Märkten weltweit weitergehen könnte.
Der Jahresstart an den Finanzmärkten fällt turbulent aus. Aktienmärkte brechen sportlich ein. Der Goldpreis reüssiert als Konsequenz der deutlich erhöhten Verunsicherung und daraus resultierender Risikoaversion.
Einkaufmanagerindizes ignoriert
Neben den geopolitischen Unruheherden des Nahen Ostens und beunruhigenden Nachrichten aus Nordkorea kaprizierte sich der Finanzmarkt am ersten Handelstag des Jahres auf enttäuschende chinesische Einkaufsmanagerindizes des britischen Anbieters Markit. Deren Indizes waren sowohl für den produzierenden Sektor mit 48,2 nach 48,6 Punkten aber auch dem Dienstleistungsindex mit 50,2 nach 51,2 Punkten in der Tat wenig erbaulich. Gleichzeitig wurden jedoch die offiziellen Einkaufsmanagerindizes ignoriert. Hier kam es zu einem leichten Anstieg des Index für die Produktion von 49,6 auf 49,7 Punkte und des Dienstleistungsindex von 53,6 auf 54,4 Zähler. Letzterer markierte den höchsten Stand seit August 2014!
Die offiziellen Daten passen zu der zuletzt verbesserten Datenlage aus China. So legten die Einzelhandelsumsätze in China im Jahresvergleich seit Juli 2015 von einem Wachstumsclip bei 10,5 Prozent zuletzt auf 11,2 Prozent zu. Auch die Industrieproduktion erhöhte sich zuletzt auf einen Wachstumsclip von sechs Prozent. Die „Player“ am Finanzmarkt entschieden sich, sowohl die zuletzt positiv überraschenden chinesischen harten Fakten als auch die offiziellen Einkaufsmanagerindizes zu ignorieren.
Projekt Seidenstraße mit positiven Überraschungen
So wie wir in Bremen im letzten Jahr vollkommen richtigerweise nicht in den Chor der „China-Basher“ einstimmten, da das chinesische Wachstumsziel aller Voraussicht nach mit einer Expansion des BIP um 6,9 Prozent nur um unwesentliche 0,1 Prozent verfehlt wurde, stimme ich auch im aktuellen Umfeld nicht in diesen Chor ein. Ganz im Gegenteil ist die Chance positiver Überraschungen mit der im zweiten Halbjahr beginnenden Umsetzung des Projekts Seidenstraße ausgeprägt.
Seite zwei: Eurozonen-Daten latent positiv