Der Finanzplatz London wird durch das Nein zur EU an Bedeutung einbüßen. Das ist die Einschätzung von Deutsche-Bank-Chef John Cryan. Frankfurt könnte davon profitieren.
„Der Finanzplatz London wird nicht sterben, aber er wird schwächer“, sagte der Brite dem „Handelsblatt“ (Montag). „Wir erwarten eine höhere Volatilität an den Finanzmärkten in den nächsten Wochen.“
Abzug von Personal befürchtet
In dem historischen Brexit-Referendum hatten am Donnerstag knapp 52 Prozent der Briten dafür gestimmt, dass Großbritannien als erstes Land überhaupt die Europäische Union verlässt. Weil Banken für Dienstleistungen innerhalb der EU rechtlich selbstständige Tochterbanken mit Sitz in einem EU-Staat brauchen, könnten Finanzinstitute Personal aus der Londoner City abziehen.
Mainmetropole hat als Alternative zu London gute Karten
Frankfurt hat als Alternative nach Einschätzung vieler Experten gute Karten. Im April hatte Cryan auf die Frage, wohin die Deutsche Bank ihre Londoner Aktivitäten mit gut 8000 Mitarbeitern im Falle eines Brexits verlagern könnte, gesagt: „Für uns würde es, wenn überhaupt, Frankfurt werden.“
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Entschieden ist aber noch nichts. Am vergangenen Freitag hatte Cryan erklärt, er rechne damit, dass die Verhandlungen über das künftige Verhältnis Großbritanniens zur EU mindestens zwei Jahre dauern werden: „In dieser Übergangszeit bleibt Großbritannien Mitglied der EU mit allen bestehenden Rechten und Pflichten und hat weiterhin Zugang zum gemeinsamen Binnenmarkt.“ Die Deutsche Bank gehe „derzeit nicht davon aus, dass wir unsere Struktur oder unser Geschäftsmodell in Großbritannien kurzfristig wesentlich ändern müssen“. (dpa-AFX)
Foto: Deutsche Bank