Dem „Brexit“ ein Schnäppchen schlagen

Politische und wirtschaftliche Folgen eines „Brexit“

Die Unsicherheiten, die sich unmittelbar aus einem Votum für den EU-Austritt Großbritanniens ergeben, sind an allen Fronten ersichtlich. Während die Bedingungen wie auch die Zeitdauer für künftige Handelsabkommen ungewiss sind, wird Großbritannien wahrscheinlich außerhalb des EU-Handelsblocks weniger Spielraum haben um günstige Handelsbedingungen auszuhandeln. Auf bilateraler Ebene könnten die Handelsabkommen sowohl mit der EU als auch außerhalb der EU kostspieliger werden.

Zu dieser Unsicherheit kommt der verlängerte Zeitraum, bis der britiche Desintegrationsprozess aus der EU vollkommen abgeschlossen ist und im Gegenzug neue Abkommen über Handel, Sicherheit und Rechtssetzung vereinbart werden. Bis darüber Klarheit herrscht, welche Handelsabkommen auf den Weg gebracht werden müssen, werden Unternehmen wie sich Anleger ihre Investitionen in das Vereinigte Königreich hinausschieben. Nach Artikel 50, der den Prozess der Austritt aus der Europäischen Union festlegt, wird Großbritannien für zwei Jahre warten müssen um die Bedingungen und die Zeitdauer für den Rückzug zu sehen. Diese müssen von den Mitgliedern innerhalb der EU ausgehandelt werden und nicht durch Beratung mit Großbritannien per se. Bis alle diese Punkte geklärt sind, bleibt es ungewiss, welchem Handelsmodell das Vereinigte Königreich nacheifern wird.

Außerdem besteht für den Euro das Risiko einem Verkaufsdruck zu erliegen, da andere Teilnehmer den „Brexit“ dafür auszunutzen suchen, ihre eigenen nationalen Agenden durchzudrücken auf Kosten eines europaweiten Plans zur Bekämpfung von Haushaltsdefiziten, Arbeitslosigkeit und Einwanderung. Um politischen Druck aus dem Kessel entweichen zu lassen, wird die Europäische Kommission wahrscheinlich eine härtere Haltung in der Einwanderungsfrage einnehmen und zugleich mehr Nachsicht gegenüber Mitgliedern zeigen, um ihre fiskalen Ziele zu erreichen. Das alles als ein Versuch, Randparteien entgegen zu kommen, welche zurzeit die Koalitionsregierungen in Europa schwächen und ein politisches Umfeld fördern, das eine zunehmend feindliche Haltung gegenüber dem europäischen Projekt einnimmt.

Seite fünf: Der Brexit und die Anleihenmärkte

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