Nach einem turbulenten Jahr kämpft die Deutsche Bank um bessere Zeiten. Altlasten und Skandale lähmen den Neuanfang. Der runderneuerte Vorstand zeigt sich dennoch zuversichtlich.
Die Deutsche Bank treibt den Abbau ihrer zahlreichen juristischen Altlasten mit Hochdruck voran. „Bei aller Vorsicht sehe ich uns – was unsere Rechtsstreitigkeiten angeht – allmählich auf der Zielgeraden“, sagte Vorstandschef John Cryan am Donnerstag bei der Hauptversammlung des Dax-Konzerns in Frankfurt. „Wir sind zuversichtlich, in diesem Jahr noch einige wichtige Verfahren abschließen zu können.“
Weitere Belastungen in 2016
In den vergangenen Jahren kosteten Rechtsstreitigkeiten Deutschlands größtes Geldhaus gut 12 Milliarden Euro – unter anderem wegen der Beteiligung an Zinsmanipulationen (Libor), umstrittenen Hypothekengeschäften und Verstößen gegen Handelssanktionen. Für noch drohende Strafen hat die Bank nach letzten Angaben weitere 5,4 Milliarden Euro zurückgelegt. „In diesem Jahr rechnen wir noch einmal mit weiteren Belastungen“, bekräftigte Cryan.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner versicherte, die Bank werde bei der Aufarbeitung von Skandalen auch nach dem Rücktritt von Chefaufklärer Georg Thoma nicht nachlassen: „Wir alle im Aufsichtsrat sind uns einig, dass die Altlasten und andere mögliche Verfehlungen auch künftig konsequent aufgearbeitet und daraus Lehren gezogen werden.“
„Übereifer und juristische Selbstverwirklichung“
Thoma hatte Ende April nach öffentlicher Kritik seinen Rücktritt erklärt. „Leider gab es am Ende im Aufsichtsrat unterschiedliche Vorstellungen. Dabei ging es weniger um den Inhalt, als vielmehr um die Form der Prüfungshandlungen“, erklärte Achleitner. „Das Vertrauensverhältnis war derart belastet, dass der Rücktritt von Herrn Thoma schließlich im Interesse des Unternehmens war.“
Dem Juristen Thoma, den Achleitner erst 2013 für den Aufsichtsrat gewonnen hatte, waren „Übereifer“ und „juristische Selbstverwirklichung“ vorgeworfen worden. Mit seinen Alleingängen habe er alle übrigen 19 Aufsichtsräte gegen sich aufgebracht.
Seite zwei: Harsche Kritik am Aufsichtsrat