Das heftige Auf und Ab an der Kapitalmärkten treibt die Deutsche Börse an. Die Nettoerlöse legten im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro und damit den höchsten Wert seit der Finanzkrise zu, wie der Börsenbetreiben am Mittwochabend in Eschborn bei Frankfurt mitteilte.
Dabei profitierte das Unternehmen von einem deutlich regeren Handelsgeschehen auf seinen Börsenplätzen. Zudem lieferten einige Zukäufe positive Beiträge. Das ließ den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) um knapp 14 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro steigen. Die Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen von Analysten. Im nachbörslichen Handel reagierten die Aktien der Deutschen Börse kaum.
Unter dem Strich verdiente der im Dax notierte Konzern allerdings mit 665,5 Millionen Euro 13 Prozent weniger als 2014. Grund für das schwächere Netto-Wachstum sind einmalige Kosten für ein Sparprogramm und Aufwendungen für die Integration von übernommenen Firmen im Sommer. Zudem hatte das Unternehmen 2014 einen Sondergewinn aus der Neubewertung ihrer Anteile an der US-Börse Direct Edge verbucht, der sich nicht mehr wiederholte. Die Dividende soll trotzdem um 15 Cent auf 2,25 Euro pro Aktie steigen.
Ziele wurden eingehalten
Der neue Vorstandschef Carsten Kengeter hatte im Sommer 2015 dem Unternehmen ehrgeizigere Wachstumsziele bis 2018 gegeben. Pro Jahr sollen die Nettoerlöse nun um fünf bis zehn Prozent steigen, der operative Gewinn (Ebit) und der Überschuss um zehn bis 15 Prozent. Das ist auch die Vorgabe für dieses Jahr. Damit könnten die Nettoerlöse auf 2,6 Milliarden Euro zulegen und der operative Gewinn auf 1,3 Milliarden Euro.
Das Handelsgeschehen hatte im vergangenen Jahr kräftig an Fahrt gewonnen, weil viele Anleger nun häufiger bei ihren Investments umschichten. So legte der Handelsumsatz im für die Deutsche Börse wichtigen Terminbörsensegment Eurex 2015 um knapp zehn Prozent gestiegen. An den Aktienmärkten des Konzern legten die Umsätze sogar um fast 30 Prozent zu. Zu Beginn dieses Jahres setzte sich die Entwicklung angesichts der hoch nervösen Stimmung an den Märkten fort.
Neuer Chef sorgt für Euphorie
Kengeter krempelt den Konzern derweil kräftig um. Schon kurz nach seinem Amtsantritt Anfang Juni brachte er zwei Übernahmen für insgesamt 1,3 Milliarden Euro über die Bühne. Er kaufte den Indexanbieter Stoxx komplett und heimste sich zudem die innovative Devisenhandelsplattform 360T ein. Dazu zog der Manager auch ein 200 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung durch. Zudem legte er ein neues Sparprogramm auf und ordnete die Zuständigkeiten im Vorstand neu.
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Dahinter steht das erklärte Ziel Kengeters, die Deutsche Börse an die Weltspitze zu führen. „Wir beschleunigen das Wachstum der Gruppe durch eine Vielzahl von neuen Initiativen“, sagte Kengeter. „Unsere klare Vision ist, die Gruppe Deutsche Börse langfristig zum weltweit präferierten Marktinfrastrukturanbieter mit Spitzenpositionen in allen ihren Tätigkeitsfeldern auszubauen.“ Dazu zählt für den früheren obersten Investmentbanker der Schweizer Großbank UBS auch eine aktivere Rolle auf dem Markt für moderne Finanztechnologien. Dazu will er selbst eigene sogenannte Fintechs gründen und auch weitere zukaufen. (tr)
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