Am 8. November entscheidet sich in den USA die Präsidentschaftswahl. Der Ausgang wird Konsequenzen für die Wirtschaftsentwicklung und den Aktienmarkt in den USA haben. Ein Kommentar von Dr. Thomas Heidel, Fidal AG
Die Börse drückt der erfahrenen Politikerin Hillary Clinton die Daumen. Die Demokratin gilt als Lobbyistin der Wall Street und steht für Kontinuität. Dagegen sehen Investoren Donald Trumps angekündigte Reformen kritisch. Sein Name wird mit politischer Unsicherheit und Instabilität verbunden.
Die Börsengeschichte zeigt, dass ein Sieg der amtsführenden Partei meist mit einem positiven Aktienmarktverlauf verbunden ist. Stellte die amtsführende Partei – unabhängig ob Demokraten oder Republikaner – den nächsten US-Präsidenten, stieg der Dow-Jones-Index im Wahljahr im Schnitt um 14,6 Prozent. Verlor die amtsführende Partei, gab der Dow-Jones um 4,4 Prozent nach. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der MFS Investment Management aus Boston für die Wahljahre zwischen 1900 und 2012.
Verkaufswelle bei Aktien sollte Trump gewinnen?
Auch dieses Mal könnte der Wahlsieg Trumps zu einer Verkaufswelle an den Aktienbörsen führen. Citigroup befürchtet einen Kursrückgang von fünf Prozent. Der Wert des US-Dollars würde sich verringern und der Goldpreis steigen. Anleger sollten aber ihr mittel- oder langfristiges Engagement am US-Aktienmarkt nicht vom Ausgang der Präsidentschaftswahl abhängig machen. Die Aktienperformance wird über längere Zeiträume weitgehend durch übergeordnete demografische, technologische und konjunkturelle Trends bestimmt. Diese liegen nur mittelbar im Einflussbereich eines Präsidenten.
Sicher ist, von beiden Kandidaten haben die US-Amerikaner keine besonders hohe Meinung. Nur gut ein Drittel der US-Bürger halten Clinton und Trump für ehrenhaft und vertrauenswürdig und nur 41 Prozent glauben, dass beide die Änderungen einführen können, die die USA brauchen.
Parallelen zum UK-Referendum
Einiges am US-Wahlkampf erinnert an das britische Referendum zum Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Gemeinschaft. Auch hier wurden die britischen Wähler mehr auf Emotionen statt auf Verstand angesprochen. Trump wendet sich prinzipiell an die gleiche Zielgruppe mit den gleichen Zielvorstellungen (Abschottung, Erhalt der heimischen Arbeitsplätze). Die britischen Buchmacher wie auch die Märkte haben bis zuletzt nicht an einen Brexit geglaubt. Wird auch in den USA das Gefühl vor die Vernunft gestellt werden und das Unerwartete eintreten?
Dr. Thomas Heidel ist Leiter Research bei der Fidal AG, Krefeld
Foto: Fidal AG